Tchoukball
Die Urbicher EM-Teilnehmer

Halbfinale ist das Minimalziel der deutschen Männer bei der Tchoukball-EM

29. Juli 2016
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Noch wenige Tage, dann beginnt im europäischen Tchoukball ein neuer Abschnitt. Und gleich vier deutsche Mannschaften sind dabei. In Tschechien werden ab Samstag, 30. Juli, die ersten Europameisterschaften der Junioren ausgetragen. Unmittelbar anschließend treten auch Deutschlands Männer bei der nunmehr siebenten Europameisterschaft an.
Die beschauliche Kleinstadt Jičín im Norden des Nachbarlandes ist Austragungsort beider Meisterschaften. Nach inzwischen sechs Titelkämpfen der Frauen und Männer fiebern in diesem Jahr erstmals auch Europas Nachwuchsspieler ihrer ersten EM in der noch vergleichsweise jungen Sportart Tchoukball entgegen. Der Deutsche Tchoukball-Verband (DTBV) hat drei Teams in den Altersklassen M18 und M15 gemeldet, deren Altersbeschränkungen in etwa denen der gebräuchlicheren U-Kategorien entspricht. Nur die jüngste Altersklasse M12 wird vom DTBV nicht besetzt.
Deutschlands älteste Junioren gehen mit einem ehrgeizigen Ziel in das Turnier. Mindestens Platz vier soll für die männliche M18 herausspringen. Trainer Frederik Berbecker (TuS Oeckinghausen) will mit der neu formierten Mannschaft ins Halbfinale einziehen. „Dann wird es aber voraussichtlich schwer, an Topfavorit Italien und der Schweiz vorbeizuziehen. Die sind uns im Nachwuchs zu weit voraus“, dämpft Berbecker zugleich allzu euphorische Erwartungen.
Deutlich kleinere Brötchen backen die Jungen wie auch die Mädchen der M15 nach einer neun Monate langen Vorbereitung mit Kadertrainings, Trainingslagern und Turnieren. Die Jungen von Coach Roland Musiol (Lenneper TG) messen sich unter anderem ebenfalls mit Italien messen sich unter anderem mit den im europäischen Tchoukball tonangebenden Italienern. Dagegen sind die Mannschaften aus Tschechien, Österreich und Polen gänzlich unbekannt und nicht einzuschätzen. Darum ist es für die Jungen wie auch für die von Frank Groschek und Janine Pohlenz-Anhalt (beide ASC Weimar) betreuten Mädchen das vorrangige Ziel, internationale Erfahrung zu sammeln.

Günstige Gelegenheit

Die Gelegenheit dazu ist in diesem Sommer besonders günstig. Nicht nur, weil sich der Aufwand für die Reise nach Tschechien in Grenzen hält. Sondern insbesondere, da der Internationale Tchoukball-Verband FITB die Kalender von Kontinental- und Weltmeisterschaften harmonisiert und die nächsten Europameisterschaften erst 2021 stattfinden werden. Diese Neuregelung betrifft alle Altersklassen gleichermaßen.
Für ausnahmsweise fünf Jahre wird also auch das Ergebnis der Deutschen Männer zählen, für die Berbecker auch das Halbfinale als Ziel ausgegeben hat. „Die EM 2016 wird sicher eines der spannendsten Turniere überhaupt“ ist sich der Trainer sicher. Er sieht zwar Titelverteidiger Österreich und Italien als klare Favoriten in dem Feld, in dem sich die alle Mannschaften ziemlich gut kennen, „doch je nach Vorrunde und Halbfinal-Paarung ist auch eine Überraschung möglich – in alle Richtungen.“ Sollte einer der Großen wackeln, wäre selbst das Finale nicht unerreichbar. „Dafür müssen wir aber auch selbst eine konstant überragende Leistung abliefern“, so Berbecker, der selbst zu den stärksten Spielern des Teams zählt. „Genauso kann es auch andersherum laufen, und wir werden auf einmal nur Sechste.“
Die Voraussetzungen für die diesjährige Meisterschaft sind nicht schlecht. Zwar hat die Mannschaft seit der Heim-EM 2014 in Radevormwald (NRW) zwei Leistungsträger verloren, dafür sind aber starke junge Spieler in das Team nachgerückt. Erstmals überhaupt tritt die DTBV-Auswahl mit der maximal  erlaubten Anzahl von Aktiven an. Zwölf der zehn Spieler stellt der TuS Oeckinghausen, der national nach wie vor das Maß der Dinge ist.
„Insgesamt ist es uns jedoch gelungen, Spielerinnen und Spieler aus allen deutschen Vereinen für die EM zu gewinnen“, freut sich DTBV-Präsident Thomas Langescheid (Schalksmühle). Zu allererst war dafür die sportliche Leistung ausschlaggebend, aber auch die Bereitschaft – vor allem der Eltern – ihren Kindern mit einem stattlichen Betrag die Teilnahme an ihrer ersten Europameisterschaft zu ermöglichen. Viele Eltern und Geschwister begleiten die Auswahlspieler nach Jičín. Für lautstarke Unterstützung von den Rängen dürfte also gesorgt sein.
Die Daheimgebliebenen können das Turnier im Internet verfolgen. Erste Adresse dafür ist die offizielle EM-Seite unter der Adresse www.etc2016.cz.

Fakten & Infos

  • Eine der Besonderheiten von Tchoukball ist, dass nicht jedem Team eine Seite des Spielfeldes zugeordnet ist, sondern beide Teams auf beiden Seiten Punkte erzielen können.
  • Tchoukball ist ein sehr dynamisches Spiel. Etwa alle zehn Sekunden wird ein Punkt erzielt.
  • Tchoukball hat eine besondere Philosophie. Zwei Mannschaften spielen miteinander, nicht gegeneinander. Fair Play und Respekt sind oberstes Gebot!
  • Die Altersklassen im Tchoukball weichen vom System vieler anderer Sportarte ab. Beispiel: M18 im Tchoukball bedeutet, dass die Spieler bis einschließlich 18 Jahre alt sein dürfen. Dagegen müssen in U18-Wettbewerben anderer Sportarten die Spieler jünger als 18 Jahre sein.
  • Noch nie hat der DTBV eine so große Delegation zu einem internationalen Turnier geschickt. Vier Mannschaften sind Rekord. Insgesamt reisen etwa 70 Personen nach Tschechien. Dabei sind die zahlreichen Begleiter noch nicht mitgerechnet.