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Mehr als 500 Handschriften von Ulrich Jasper Seetzen digital recherchierbar

2. Februar 2017
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Ulrich Jasper Seetzen (1767-1811) wäre am 30. Januar 250 Jahre alt geworden. Der Orientreisende und Naturforscher brach 1802 zu einer mehrjährigen Forschungsreise in den Nahen Osten auf, im Laufe derer er ungefähr 2700 arabische, persische, türkische und syrische Handschriften für die herzogliche Bibliothek Gotha erwarb. Fast 600 dieser Handschriften hat die zur Universität Erfurt gehörende Forschungsbibliothek Gotha bislang in einer Datenbank digital erschlossen, weitere der von ihm erworbenen Handschriften werden folgen. Die Forschungsbibliothek macht damit ihre überregional bedeutende Sammlung orientalischer Handschriften für die Wissenschaft in aller Welt digital recherchierbar.

Ulrich Jasper Seetzen, Sohn eines wohlhabenden ostfriesischen Marschbauern, studierte an der Universität Göttingen Medizin und widmete sich nach Abschluss seines Studiums naturkundlichen Forschungen. Das weltoffene Klima an der Göttinger Universität, an der er auch mit Alexander von Humboldt zusammentraf, prägte ihn und hatte entscheidenden Anteil daran, dass er, nach Reisen durch Deutschland und Mitteleuropa, den Entschluss fasste, eine große Forschungsreise nach Afrika zu unternehmen. Von Westasien aus wollte er den Kontinent von Ost nach West auf der Höhe des Äquators durchqueren und so zu dessen Erforschung beitragen.

Als Förderer für sein Projekt gewann er die Herzöge Ernst II. und August von Sachsen-Gotha-Altenburg, die u.a. für die Ausstattung der Expedition mit astronomischen Instrumenten sorgten. Erbprinz August beauftragte Seetzen zudem, auf seiner Reise Altertümer und naturhistorische Gegenstände für den Gothaer Hof erwerben. Nachdem Seetzen sich in Gotha bei dem renommierten Astronomen Franz Xaver Freiherr von Zach die für die Reise notwendigen geografischen Kenntnisse angeeignet hatte, brach er im Juli 1802 von Gotha aus nach Istanbul auf. Von dort aus führte seine Reiseroute über Aleppo, Damaskus, Amman und Jerusalem bis nach Ägypten, von wo aus er 1809 übersetzte auf die arabische Halbinsel, mit Mekka und Medina sowie Jemen und Oman als nächsten Zielen.

Auf seiner fast zehn Jahre dauernden Reise tat er sich nicht nur durch seine Aufzeichnungen zu Natur, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft der bereisten Regionen hervor, sondern wurde auch dem herzoglichen Sammelauftrag mehr als gerecht: Seine Erwerbungen machten aus der bis dahin überschaubaren Sammlung orientalischer Handschriften in Gotha die heute drittgrößte derartige Sammlung in Deutschland. Sie umfasst neben historischen und biographischen Abhandlungen ebenso Handschriften aus den Bereichen der Theologie, Jurisprudenz, Medizin, Naturkunde, Grammatik, Lexikographie als auch der Literatur und deckt somit inhaltlich ein breites Spektrum islamischer Gelehrsamkeit ab.

Seinen ursprünglichen Plan, Afrika zu durchqueren, konnte Seetzen dagegen nicht umsetzen: Er kam im September 1811 unter ungeklärten Umständen bei Ta‘izz (Jemen) ums Leben. Mit ihm verschollen gingen auch die von ihm im Jemen erworbenen Handschriften, die laut Seetzen „zu den köstlichsten gehören dürften, die ich im Orient erhalten“.

(Text: Monika Hasenmüller, Forschungsbibliothek Gotha)

Weitere Informationen:
Die Handschriften sind digital unter: www.manuscripts-gotha.uni-jena.de recherchierbar.