Auf ein Wort, Dr. Macher

20. Februar 2019
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Wechsel in der medizinischen Betreuung des Bundesligateams. Nach acht Jahren gibt Dr. Dirk Macher diese Aufgabe an Dr. Lars Irlenbusch von der Sportklinik Erfurt ab. Die Sportklinik ist seit Jahren Partner des Thüringer HC, viele unserer Sportlerinnen konnten von den Leistungen des Ärzteteams der Klinik profitieren.

Du warst mehr als acht Jahre für das Team, für die sportmedizinische Betreuung jeder einzelnen Spielerin verantwortlich. Wie hast Du das im Ehrenamt, mit Deiner beruflichen Tätigkeit als Orthopäde vereinbaren können?

Als Orthopäde sind Verletzungen und Überlastungsschäden ja mein täglich Brot. Außerdem habe ich selbst etwa 20 Jahre Handball in Apolda gespielt. Auch das hilft, sich in den Verletzungsmechanismus und in die Spielerin hinein zu denken. Ungleich schwieriger war natürlich das Zeitmanagement, denn nach der Versorgung einer Verletzung gilt es z.B., weitere Untersuchungen einzuleiten, Informationen weiterzugeben, Befunde zu schreiben, die Berufsgenossenschaft zu informieren, Rückfragen zu beantworten…  Das kann neben der Arbeit schon mal eine ganze Menge Zeit kosten. Glücklicherweise unterstützte mich hier in Bad Langensalza mein Arbeitgeber, die Celenus Klinik, sehr. So erhielt ich im Sommer eine zweitägige Freistellung, um gemeinsam mit Dr. Oehler und Dr. Zimpel hier im Hufeland-Klinikum die umfangreichen Eingangsuntersuchungen zum Saisonstart durchführen zu können.

Gab es besondere Situationen, an die Du Dich erinnerst?

Mein positiver Gänsehautmoment sind nach wie vor die letzten Sekunden des Playoff-Halbfinalspiels gegen Bayer Leverkusen im Frühjahr 2013, als Sonja Frey in letzter Sekunde das entscheidende Tor erzielt. Das Foto, auf welchem Sonja schon wissend, dem Ball hinterherschaut, Natalie Hagel (Torhüterin Leverkusen) verzweifelt dem Ball nachschaut und im Hintergrund unsere Fans schon jubelnd aufspringen, ist für immer in meinem Gedächtnis eingebrannt.

Clubraum Poster

Auch die Möglichkeiten, sich gemeinsam mit dem Team mehrfach in das goldene Buch der Stadt eintragen zu können, waren für mich als (Neu-) Langensalzaer besondere Momente. Natürlich gab es auch negative Erlebnisse in so einer langen Zeit. Viele fallen dabei unter die ärztliche Schweigepflicht. Einige andere liegen eher im organisatorischen Bereich: beispielhaft seien hierfür immer wieder wechselnde oder auch mal über längere Zeiträume gar nicht vorhandene Physiotherapeuten genannt. Glücklicherweise sind wir da in dieser Saison mit Pamela Zeng, Marc Schallert und André Kirschner (alle drei mit eigenen Praxen in Erfurt und Bad Langensalza) exzellent aufgestellt.

Mit Holger Dietz als Partner gab es ja in den letzten Jahren eine veränderte Konstellation, man konnte euch als funktionierendes Team um die Mannschaft erleben .. Wie siehst Du eure Partnerschaft?

Ich kam 2003 nach Bad Langensalza. Seitdem kennen und schätzen wir uns. Als es vor einigen Jahren darum ging, die ärztliche Betreuung breiter aufzustellen und auch eine Vertretung für die Spielbetreuung zu finden, sprach ich ihn an. Holger war ein Volltreffer! Unzählige Male hat er organisiert, besorgt, herangeschafft, behandelt. Er hat nie nein gesagt. Spitzenklasse! Und einen wahren Freund habe ich in ihm auch gefunden. Nur eine Sache hat nicht geklappt: Als wir anfangs über unsere Zusammenarbeit sprachen, hatten wir vereinbart, die Spiele abwechselnd zu betreuen. 

Macher Dietz

Wir waren fast immer beide da. Fans eben.

Dr. Irlenbusch’s Berufung zum neuen Teamarzt kam für Fans und Partner überraschend…

Ganz überraschend kam es nicht, auch wenn es bei meiner knappen Verabschiedung vielleicht für viele so aussah: Als ich vor gut zwei Jahren beruflich aus Erfurt wegging und wieder nach Bad Langensalza zurück in die Rehaklinik kam, wurden bereits erste Gespräche geführt. Von da an sah ich die Spielerinnen nämlich meist nur noch zu den Spielen. Eine dem Spitzensport würdige Betreuung durch mich war daher auf langen Sicht nicht möglich. Meinen eigenen Anspruch an eine gute mannschaftsärztliche Betreuung konnte ich nicht mehr erfüllen. Das habe ich dem Trainerteam auch so mitgeteilt, mich aber für die Spielbetreuung und einige organisatorische Aufgaben sehr gerne weiter zur Verfügung gestellt. Ich sprach auch damals schon Dr. Irlenbusch an. Halbjährlich wurden diese Gespräche aufgefrischt und jetzt war die Bereitschaft da, zu übernehmen. Und für eine optimale medizinische Versorgung des Teams räume ich gerne, aber schon etwas wehmütig meinen Platz. Leider wurde ich vom Wechsel doch recht kurzfristig informiert, und dieser erfolgte dann innerhalb weniger Tage über den Jahreswechsel. Beispielsweise wäre ich auch gern bereit gewesen, die Spiele dieser Saison noch zu betreuen.

Macher Irlenbusch bearbeitet 4 
Dr. Dirk Macher (links) übergibt hier symbolisch den Staffelstab an Dr. Lars Irlenbusch von der Sportklinik Erfurt. (Foto: THC)

Was gibst Du ihm aus Deiner Erfahrung “an die Hand“?

Lars ist ein erfahrener Sportmediziner und Operateur, welcher auch selbst schon langjährig Leistungssportler betreut hat. Fachlichen Rat benötigt er mit Sicherheit nicht. Ein  Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe kann allerdings nie schaden und beiden Seiten sicher nur nützen, insbesondere wenn die Spielerinnen davon profitieren.
Gute Kontakte zu den ärztlichen Kollegen der anderen Bundesligisten halte ich für wichtig. Es gibt einen Verein „Handballärzte Deutschland e.V.“. Dort sind die meisten HBF- und HBL-Ärzte der ersten und zweiten Ligen organisiert. Gerade am vorletzten Wochenende war unser Jahrestreffen in Würzburg. Neben wissenschaftlichen Themen stehen dabei die guten Kontakte und die kurzen Wege untereinander ebenso im Vordergrund. Immerhin betreuen wir Ärzte ja auch das Auswärtsteam beim Spiel. Ein kurzer Anruf auf dem Handy des Arztes der Gastmannschaft kann die Weiterbehandlung am Heimatort sicher beschleunigen und erleichtern.
Weiterhin möchte ich ihm auch das „M-Arzt-Verfahren“ der zuständigen Berufsgenossenschaft (kurz BG, hier speziell die VBG) nahe legen. Verletzt sich ein Berufssportler, ist in der Regel dessen Berufsgenossenschaft für die Kosten der Weiterbehandlung zuständig. Für die medizinische Versorgung gibt es speziell von der BG zugelassene Kollegen  (D-Ärzte). Eine quasi Unterkategorie dieser D-Ärzte sind ebenfalls speziell zugelassene Mannschaftsärzte (M-Ärzte). In diesem M-Arzt-Verfahren spielt nicht nur die medizinische Versorgung eine Rolle. Insbesondere präventive und spezifische sportmedizinische Aspekte, welche über den normalen D-Arzt hinaus gehen, kommen hinzu. Insofern empfehle ich, diese D-Arzt-Zulassung aufrecht zu erhalten.

Wie sehen Deine persönlichen Zukunftspläne aus?

Wenn sich über so lange Zeit der Jahres- und Familienplan nach dem Spielplan des THC richtet, ist es zunächst erst einmal ungewohnt, wenn dies wegfällt….
Familie und Freund sind das Wichtigste auf der Welt. Insofern sollen diese den Hauptteil der gewonnenen Zeit abbekommen. Für mich werde ich Zeit nutzen, um selbst wieder etwas mehr Sport zu treiben. Und das eine oder andere Konzert steht auch schon fest im Plan. Mein diesjähriges Highlight wird die australische Band „Midnight Oil“.

Wird man Dich in der Halle zu Spielen der Bundesliga oder Champions League begrüßen können?

Selbstverständlich! In erster Linie bin ich Fan unseres Sports und des THC. Ich werde weiterhin versuchen, mir jedes Heimspiel unserer Mädels anzusehen. Und eine gewisse innere Anspannung („Hoffentlich passiert nichts…“) wird wohl auch immer da sein. Trotzdem ist es natürlich entspannter, nicht in der Hauptverantwortung zu stehen, wenn Verletzungen auftreten und Entscheidungen zu treffen sind. Ich habe bei Maik Schenk schon zwei Dauerkarten für die nächste Saison vorreserviert. Gern wäre ich dann öfter gemeinsam mit meiner Frau beim Spiel (Ich hoffe sie liest das :-)


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