Buducnost verdienter Sieger

3. Oktober 2011
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Die CL-erfahrenen Gäste waren zweimal weit enteilt, der THC konnte genauso zweimal wieder Anschluss gewinnen und musste sich letztlich der größeren Cleverness der Gäste beugen.

Um es vorweg zu nehmen – der Thüringer HC hat trotz der Niederlage nachgewiesen, dass er in die Königsklasse gehört! Dass es gegen einen der Favoriten um den CL-Sieg nicht zu Punkten gereicht hat, dürfte mehrere Ursachen haben. Die Gäste konnten in Bestbesetzung antreten – beim THC fehlten mit Lydia Jakubisova und Nadja Nadgornaja zwei wichtige Stammspielerinnen. Auf deren Positionen konnten sich Petra Popluharova und Nora Reiche insgesamt überaus erfolgreich in die Partie einbringen, aber es war offensichtlich, dass Herbert Müller jetzt weitere Alternativen fehlten, um die auf allen Positionen mehrfach top besetzten Gäste in der Offensive mehr zu beschäftigen.

Die über 1000 Zuschauer in der neuen Riethsporthalle zu Erfurt, die durch dieses Spiel einen würdigen Startrahmen zu einer hoffentlich erfolgreichen Ballsportära in Landeshauptstadt bekam, sahen eine THC-Mannschaft, der durch Danick Snelder das erste Tor der Begegnung gelang. Aber dann zeigte Buducnost seine Klasse. Die erst 20jährige Milena Knezevic zog auf der Regieposition genial die Fäden, welche dann von Bojana Popovic und Katarina Bulatovic eindrucksvoll genutzt wurden. Diese Ausnahme-Handballerinnen einfach mal live spielen zu sehen war das Eintrittsgeld wert. Egal was die THC-Defensive versuchte, Buducnost hatte eine Antwort parat. Die agile Ana Djokic am Kreis nutzte immer dann die Freiräume, wenn die Deckungsspielerinnen des THC zielstrebig gegen den Rückraum agierten. Beim 1:7 musssten wohl auch die größten Optimisten diese Tatsachen anerkennen. Der Respekt der THC-Damen war in den ersten zehn Minuten zu groß, die Fans in Ehrfurcht erstarrt. Aber jetzt tauten die Müller-Schützlinge auf. Vier Treffer in Folge gelangen – und schon brodelte die neue Sportstätte. Das brachte die Gäste aber nicht von ihrer Linie ab – souverän legten sie nach und zogen wieder auf 5:9 davon. Dieser Abstand blieb bis zum Pausentee konstant.
Podgorica hatte im ersten Durchgang jeden THC-Fehler eiskalt bestraft. So blieb im THC-Lager nur die Hoffnung auf eine Minimierung der Fehler im zweiten Durchgang, um doch noch an der Sensation zu schnuppern.

Auch nach der Pause erzielte der THC den ersten Treffer, traf dann aber zweimal nur das “Holz” und musste Buducnost auf 12:19 davon ziehen lassen. Doch erneut erwachte der Kampfgeist und binnen vier Minuten gelangen fünf Treffer in Folge zum 17:19. Jetzt war wieder etwas Greifbares in Sichtweite! Aber abgezockt behielten die Gäste die Nerven, zogen auf 17:21 und 19:23 davon. Herbert Müller zog seine letzte Trumpfkarte und stellte die Deckung offensiv um. Und siehe da, es gelangen Ballgewinne und die Gäste holten sich von den Unparteiischen drei Zeitstrafen ab. 23:25 und noch gut zwei Minuten auf der Uhr. Aber dem THC gelang kein Torerfolg mehr, Buducnost sorgte spielerisch für die letzten beiden Treffer und damit für die Entscheidung in einem Spiel, das dem THC-Team die erste Berührung mit der internationalen Spitze brachte und letztlich zugleich Kampfstärke und momentane Grenzen aufzeigte. Und da gibt es ja auch noch die unglückliche Knieverletzung von Shenia Minevskaja, deren Schweregrad zum Redaktionsschluss noch nicht absehbar ist.

Kommende Woche beim dänischen Meister FC Midtjylland in Ikast braucht der THC wieder eine couragierte Leistung um zu bestehen. Midtjylland konnte beim norwegischen Vertreter Byasen Trondheim 19:17 gewinnen und will mit einem Sieg über den THC einen wichtigen Schritt in Richtung Hauptrunde machen. Aber unsere Mädels werden alles für die ersten Zähler geben. Und Herbert Müller hat noch einmal recht behalten – “Champions League, das macht einfach Spaß!”. Und hat ganz sicher bei vielen Zuschauern auch Lust auf mehr erzeugt. (möglich schon am 16. Oktober, an gleicher Stelle)

Bericht: Marco Welsch

Stimmen zum Spiel

Dragan Adzic (Trainer Buducnost):
Ich bin froh, dass wir dieses wichtige Auftaktmatch gewinnen konnten. Ich wusste durch meine Torhüterin, dass uns eine schwere Aufgabe erwartet. Wir haben uns sehr intensiv auf dieses Spiel vorbereitet.

Herbert Müller (Trainer THC):
Wir hatten die gefährlichen Rückraumspielerinnen ganz gut im Griff, haben dadurch aber einige Tore zuviel vom Kreis geschluckt. Wir waren definitiv in der Angriffsgestaltung nicht druckvoll genug. Wir konnten gegen eine sehr routinierte Mannschaft nicht gewinnen und wünschen uns, dass es auch die anderen in der Gruppe nicht können. Zuerst allerdings sind unsere Gedanken und alle guten Wünsche bei Shenia Minevskaja.

Clara Woltering (Buducnost)
Wir sind froh, dass wir so erfolgreich in CL gestartet sind. Wir wussten, dass Thüringen sehr stark ist und wir haben die Mannschaft keinesfalls unterschätzt. Nun stehen wir erst am Anfang der Saison und ich denke, dass wir, aber auch Thüringen noch steigerungsfähig sind.
Die Bedingungen in der neuen Halle und die perfekte Organisation haben mir gefallen.

Nora Reiche (THC):
Man hat gesehen, dass wir in den ersten zehn Minuten viel zu viel Respekt hatten. Dann kam das Pech mit Shenia Minevskajas Verletzung. Vielleicht haben uns am Ende die Kräfte gefehlt, zwei Minuten vor Schluss waren wir noch auf zwei Tore dran – da war eigentlich nochmal alles drin. Insgesamt können wir aber doch zufrieden sein.

Thüringer HC: Maike März, Adriana Stefani Gava; Katrin Schröder, Ulrike Jahn, Nora Reiche (5), Willemijn Karsten, Shenia Minevskaja, Danick Snelder (3), Petra Popluharova (7), Katrin Engel (5/3), Dagmar Stuparicova (1), Idalina Borges-Mesquita (2), Kerstin Wohlbold.

Budocnost Podgorica: Clara Woltering, Sonja Barjaktarovic, Marina Vukcevic; Radmila Miljanic (1), Ana Djokic (2), Jelena Markovic, Ana Radovic (1), Andjela Bulatovic , Zeljka Nikolic, Maja Savic (2), Dijana Golubic-Jovetic (1), Bojana Popovic (7), Adriana Gabriela Tacalie (1), Katarina Bulatovic (7), Dragana Cvijic (1), Majda Mehmedovic (1), Dijana Stevin, Milena Knezevic (3), Suzana Lazovic, Ivana Bozovic.

Siebenmeter: 3/3 – 11/8.

Zeitstrafen: 4 – 4.

Schiedsrichter: Shlomo Cohen / Yoram Peretz (Israel).

EHF-Delegierter: Reto Morell (Schweiz).

Zuschauer: 1038.