Als das älteste noch erhaltene Kloster der Augustiner-Eremiten in Deutschland gilt das Erfurter Augustinerkloster, das Ende des 13. Jahrhunderts erbaut wurde und bis zur Reformation eine der bedeutendsten Niederlassungen des Ordens war. In der Kirche hat sich der älteste nachweisbare Zyklus vom Leben des heiligen Kirchenvaters erhalten: in Form eines Glasmalereifensters im Chor der Augustinerkirche. So hatte einst wohl auch der junge Luther den Zyklus als Beispiel vor Augen, als er in der Kirche seine Priesterweihe empfing und dort predigte.
Wie kaum eine andere Kunstform hat die Glasmalerei das Fühlen, Denken und Tun der Menschen im Mittelalter zu veranschaulichen versucht. Die gläsernen Bilder waren mit ihren Darstellungen von biblischen Ereignissen und Heiligen für den Gläubigen gleichsam mit göttlichem Licht erfüllte Bilderbücher. Das Augustinerkloster gehört zu den thüringischen Schätzen des Mittelalters. Das dortige Fenster bewahrt nicht nur den ältesten, sondern auch den umfangreichsten Glasmalereizyklus mit quellennahen Darstellungen aus dem Leben des großen, 1241 von Papst Gregor IX. zum Ordensgründer erhobenen Kirchenlehrers. Zwei Besonderheiten sind dem Fenster zu eigen: In ursprünglich 33 Medaillons, von denen 24 erhalten sind, beinhalten die Scheiben nicht nur den ersten fassbaren Zyklus zum Leben des heiligen Augustin, sondern auch den ersten ikonografischen Plan für eine gestalterische Umsetzung der Augustinusvita.