Stark vergrößerte Viren

Corona-News des Tages | 15.12.2021

15. Dezember 2021
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+++ Kontakte sollen minimiert werden +++ Einschränkung von Angeboten bzw. Schließungen +++ Testkapazitäten ausgebaut +++ Wie weiter mit den Schulen?

Foto: © Kateryna Kon/123rf

Die Coronazahlen in Erfurt bereiten der Stadtspitze weiterhin Sorgen. Vor allem mit Blick auf die bevorstehenden Feiertage, an denen es kaum vermeidbar sein wird, dass sich Familien und Freunde treffen. „Die Experten sagen uns, auch basierend aus den Erfahrungen des letzten Jahreswechsels, dass uns Mitte Januar eine Explosion der Infektionszahlen bevorsteht. Daher müssen wir jetzt handeln“, so Oberbürgermeister Andreas Bausewein. Alle bisher getroffenen Maßnahmen haben nicht dazu beigetragen, das Infektionsgeschehen merkbar einzudämmen und den medizinischen Bereich zu entlasten.

Der Pandemiestab der Stadt ist sich einig: Angebote müssen jetzt reduziert werden, um Kontakte zu minimieren. „Es geht uns nicht darum, planlos alles zuzumachen. Aber wir müssen dort, wo die Infektionen nachweisbar stattfinden, angemessene Maßnahmen treffen.“ Daher wird es ab Freitag dieser Woche in den Bereichen Soziale, Kultur, Bildung und Sport zu eingeschränkten Angeboten bzw. Schließungen kommen.

Konkret bedeutet dies:

  • Die städtischen Bibliotheken schließen unter der Maßgabe, dass online-Ausleihe und kontaktlose Rückgabe weiterhin möglich sind.
  • Die kommunalen Seniorenbegegnungsstätten bleiben geschlossen.
  • In der Musikschule findet nur noch Einzelunterricht unter Einhaltung des Hygienekonzeptes statt. Der Kammermusikunterricht wird ohne Beteiligung von Blasinstrumenten oder Gesang durchgeführt.  
  • Die Volkshochschule stellt ihr Kursangebot auf digitale Kurse um. Davon ausgenommen sind die Angebote im Fachbereich Integration/Migration (Sprachkurse) sowie abschluss- und zertifikatsbezogene Veranstaltungen im beruflichen Bereich bzw. in Vorbereitung auf den Schulabschluss.
  • Eltern wird die Möglichkeit angeboten, ihre Kinder in den kommunalen Kindergärten von der Betreuung freistellen zu lassen. Die Gebühren für die Nichtinanspruchnahme werden auch über die Regelungen in der Satzung hinaus auf Antrag (formlos ans Jugendamt) zurückerstattet. Freie Träger werden gebeten, diese Regelungen unbürokratisch zu übernehmen.
  • Das öffentliche Eislaufen wird eingestellt. Freizeitsport darf nur noch im Freien stattfinden, nicht mehr in geschlossenen Räumen.
  • Die Museen bleiben weiterhin geöffnet, allerdings werden Führungen und Gruppenveranstaltungen ausgesetzt.
  • Das Theater stellt seinen Betrieb ab Samstag, dem 18. Dezember, ein.

All diese Maßnahmen gelten vorerst bis zum 14. Januar 2022, danach wird – der aktuellen Lage entsprechend – neu beraten. Bis einschließlich 31. März 2022 bleiben zudem die Bürgerhäuser geschlossen.

Bausewein begründet: „Das ist das, was wir tun können, um die Infektionsketten zu unterbrechen. Wir müssen es schaffen, über die Feiertage zu kommen. Das entscheidende Nadelöhr sind uns unsere Krankenhäuser.“

Kontaktnachverfolgung weiter in Verzug

In den zurückliegenden sieben Tagen wurden für Erfurt 1.764 neue Coronafälle registriert. Die Daten seien nur bedingt belastbar, da u. a. die Labore im Meldeverzug seien. In der Kontaktnachverfolgung sei das Gesundheitsamt mittlerweile elf Tage in Verzug. Umso positiver ist die Nachricht, dass heute im Technischen Rathaus in der Warsbergstraße ein weiteres Team die Kontaktnachverfolgung aufgenommen hat. Unterstützt von Soldaten der Bundeswehr soll so der Zeitverzug wieder etwas aufgeholt werden.

Testkapazitäten ausreichend vorhanden

Erfurt verfügt aktuell über 24 von der Stadt beauftragte Teststellen mit einer Kapazität von rund 49.000 Tests. In der vergangenen Woche wurde rund 27.300 Bürgertest durchgeführt, 278 davon waren Corona-positiv.

Die Stellen sichern auch die Testmöglichkeiten während der Weihnachtsferien ab. Da hier das Testregime in den Schulen unterbrochen ist, benötigen Schülerinnen und Schüler ab 6 Jahren wieder zertifizierte Testnachweise für den Zugang zu Angeboten und Bereichen mit 3G-, 2G-und 2GPlus- Regelungen.  Die Webseite der Stadt Erfurt verfügt über eine stets aktuelle Übersicht der Testzentren und Teststationen. Genesene und doppelt geimpfte Schülerinnen und Schüler benötigen keinen Testnachweis.

Lage in den Krankenhäusern stabilisiert sich  auf niedrigem Niveau

Nach der Reduzierung der Betten um 150 über nahezu alle Fachabteiligen in der vergangenen Woche meldet das Helios Klinikum eine leichte Stabilisierung. Dazu beigetragen habe laut ärztlichem Direktor Prof. Dr. Thomas Steiner auch die Rückkehr von Pflegepersonal aus Quarantäne und Krankheit, allerdings fehlten knapp ein Drittel der Behandlungsbetten, was zu einer Einschränkung in der Behandlungsfähigkeit führe.

Aktuell liegen auf der Covid-Normalstation 66 Patienten, davon 54 aus Erfurt. Hinzukommen 37 Personen mit zusätzlichen  Erkrankungen. Weitere 24 werden intensivmedizinisch betreut. Während auf den Normalstationen die Geimpften überwiegen, werden im ITS-Bereich vorwiegend ungeimpfte Personen versorgt.

Im Katholischen Krankenhaus liegen derzeit 37 Corona-Patienten, 18 davon mit Impfschutz, 19 ohne. Problematisch sieht Dr. Jörg Pertschy, ärztlicher Direktor des KKH, die Feiertage. Durch zahlreiche Quarantäneandordnungen würden die Dienstpläne gerade Makulatur.

Wie weiter mit den Schulen?

Die Inzidenz bei den 6- bis 16-Jährigen liegt derzeit über1.800. Für Bausewein war das ein Grund, eine Allgemeinverfügung auf den Weg zu bringen, die die Präsenzpflicht an den Schulen ab Montag kommender Woche aufheben sollte.  Gestern Abend kam vom Ministerium die Absage.

Vergangene Woche bereits zog Erfurts Oberbürgermeister gemeinsam mit Nordhausens Landrat Matthias Jendricke in Erwägung, den Katastrophenfall auszurufen, um so Eingriffsmöglichkeiten auf den Schulbetrieb zu haben. „Wir hatten dazu eine andere Rechtsauffassung. Aber auch im Katastrophenfall hätten wir als Stadt die Schulen nicht schließen und die Präsenzpflicht aufheben dürfen.“

Inzwischen sei man überzeugt, dass die Aufhebung der Präsenzpflicht der bessere Weg ist. Schülerinnen und Schüler, die dennoch zur Schule kommen, blieben in ihren Klassenverbänden, bei einer Schulschließung mit Notbetreuung hätten Klassen und Gruppen gemischt werden müssen.

Für Bausewein unverständlich ist die Haltung des Freistaats in dieser Sache, der am Offenhalten der Schulen festhält. „Warum unsere Bedenken im Land nicht erhört werden, bleibt das Geheimnis der Verantwortlichen dort.“

Abzuwarten bleibt der heutige Tag, an dem auf Landesebene noch Gespräche laufen.


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