Dem Meister die Stirn geboten

1. März 2020
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Schwarz-Weiß Erfurt hat als Underdog dem klaren Favoriten, Allianz MTV Stuttgart, die Stirn geboten. 108 Spielminuten brauchte der amtierende Deutsche Meister, um sich die drei Punkte beim 3:1-Auswärtssieg zu verdienen.

Das Aufeinandertreffen zwischen dem Vorletzten und dem amtierenden Deutschen Meister schien für viele vor Beginn nur eine Frage der Spieldauer. Medial fand die Begegnung seitens der favorisierten Gäste kaum Beachtung. Irgendwo zwischen der mit der zweiten Garnitur glanzlos mit 3:0 gewonnenen Mittwochpartie gegen den Letzten, VfB Suhl, und der Championsleague-Viertelfinal-Begegnung gegen das italienische Spitzenteam Imoco Conegliano war das Spiel in Thüringens Landeshauptstadt wohl nur eine Pflichtaufgabe. Zumindest Stuttgarts Trainer schien das etwas anders einzuschätzen, denn mit der besten Angreiferin der Liga, Krystal Rivers, und Martina Samadan schickte er zwei seiner Stammspielerinnen in der Start-Sechser, nachdem diese am Mittwoch noch geschont wurden.

Dass nach Spielschluss die zahlreich mitgereisten Stuttgarter Anhänger mit „Erfurt, Erfurt…“ Sprechchören dem unterlegenen Kontrahenten ihren Respekt zollten, war mit Sicherheit nicht nur der Anerkennung für die leckere Bratwurst am Stand vor der Halle geschuldet. Nein, es war eine respektvolle Geste für einen mit viel Mut und Risiko spielenden Gastgeber, der sich dem klaren Favoriten seiner Haut teuer erwehrte und diesem das Leben schwerer als gedacht machte. Wäre beim Stand von 19:19 im vierten Satz die umstrittene Entscheidung, ob der „Wischer“ von Stuttgarts Angreiferin den Erfurter Block berührt hat anders ausgefallen, wer weiß, wie die Partie verlaufen wäre.

Zuvor lieferten sich beide Kontrahenten einen spannenden Schlagabtausch mit vielen langen und spektakulären Ballwechseln, der das Eintrittsgeld allemal wert war. Die SWE-Verteidigung verdiente sich die Bezeichnung „Gummiwand“ über die ganze Spielzeit hinweg. In den beiden Auftaktsätzen setzte sich der Favorit erst im Satzfinish durch und ging mit einer 2:0-Führung in die 10-Minuten-Pause. Aus dieser kamen die Gastgeberinnen bestens und lagen vom ersten Ballwechsel an vorn. Über 11:6 und 23:19 strebten sie ihrem Satzgewinn entgegen. Auch wenn es nochmals knapp wurde, als Barbara Dapic ihren Angriff in Stuttgarts Hälfte unterbrachte, war der Satzgewinn vollbracht.

Das Match ging jetzt in seine „Verlängerung“. Im vierten Satz lagen die Gäste zumeist vorne, jedoch ließ sich Schwarz-Weiß nicht abhängen. Maximal drei Punkte konnte der CL-Teilnehmer entfleuchen, aber die bissigen Erfurterinnen ließen sich nicht abschütteln. Immer wieder verkürzten die Völker-Schützlinge und kamen beim 19:19 zum Ausgleich. Nach der umstrittenen Entscheidung schlug das Pendel ein letztes Mal in Richtung Stuttgart aus. Als der letzte Erfurter Aufschlag ins Aus flog, war eine mitreißende Begegnung beendet. Viel Applaus seitens beider Fanlager war es wert, der auch beiden Kontrahenten zuteilwurde. Zumindest auf Erfurter Seite war es auch der Rede und des Schreibens wert. Zwar war man unterlegen, aber Schwarz-Weiß Erfurt hatte es einem eigentlich übermächtigen Gegner sehr schwer gemacht.

Die Außenangriff-/Annahmespielerinnen Danielle Brisebois (Erfurt) und Celine van Gestel (Stuttgart) bekamen nach der Partie die Auszeichnung als MVP ihrer Mannschaft. (StS, Fotos: Sebastian Schmidt)


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