Derbyniederlage nach packendem Kampfspiel | Schwarz-Weiß-Erfurt

7. März 2021
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Eine Woche nach der Tiebreak-Niederlage gegen Aachen, folgte im letzten Heimspiel für Schwarz-Weiß Erfurt die nächste. Diesmal hieß es im Thüringenderby 2:3 nach einer 2:0-Führung.

Zwei Stunden Sendezeit hatte Free-TV-Sender Sport 1 für die Übertragung des Duells Erfurt vs. Suhl eingeplant. Zu wenig. Als das Thüringenderby in den Entscheidungssatz ging, schaltete der Spartensender auf Darts um und ließ Zuschauer ohne Internetempfang enttäuscht außen vor. Das Handicap der Unberechenbarkeit der Spieldauer im Volleyball war wieder einmal an der Tagesordnung.

Doch bis dahin sahen die Zuschauer ein packendes, weil umkämpftes, aber auch sehr fehlerbehaftetes Spiel der beiden Thüringer Mannschaften. Während Erfurt zu Spielbeginn, fast schon obligatorisch, mit Problemen in der Annahme kämpfte, produzierten die Gäste im Aufschlag und Angriff ungewöhnlich viele Fehler. Daraus entwickelte sich ein enger Schlagabtausch bis zum 16:15. Mit zwei weiteren Punkten konnte sich Erfurt danach leicht absetzen (18:15) und bog nach einem Blockpunkt und einem Ass von Zuspielerin Meghan Barthel mit einer 22:18-Führung in die Crunchtime ab. Von vier Satzbällen benötigten die Gastgeberinnen dann alle, um nach einem Aufschlagfehler von Danielle Harbin mit 25:23 den Satzgewinn einzufahren.

Eine enge Kiste sollte auch der zweite Satz werden. Suhl weiter mit hoher Eigenfehlerquote, Erfurt mit zu wenig Durchsetzungsvermögen am Netz. Nach langem Hin und Her schafften es die Gäste, aus einem 14:16-Rückstand eine 20:17-Führung zu erspielen. Gil Cutino nahm eine Auszeit und seine Mannschaft glich aus (20:20). Eine hitzige Crunchtime sollte folgen, in der das Schiedsrichtergespann um Tobias Markfeld einige knifflige Entscheidungen treffen musste und sich Laszlo Hollosy, ebenfalls schon fast obligatorisch, seine gelbe Karte abholte. Beim 22:24 und 24:25 vergab der VfB drei Satzbälle zum Satzausgleich. Erfurt nutzte dagegen seinen ersten unter Mithilfe von Agnes Pallag, die einen Hinterfeldangriff ins Netz setzte. Schwarz-Weiß führte 2:0 nach Sätzen.

Mit einer 6:2-Führung startete der Tabellenletzte in den dritten Durchgang und schien auf bestem Wege, eine Überraschung zu schaffen. Doch das Blatt sollte sich noch wenden. Erfurt bekam wieder Probleme im Spielaufbau, während sich die Südthüringerinnen der drohenden Niederlage widersetzten. Weniger eigene Fehler, mehr Druck in Aufschlag und Angriff – Suhl ging mit 13:9 in Führung und war beim 21:16 dem Satzgewinn nahe. Nach Erfurts zweiter Auszeit erkämpften sich die Blumenstädterinnen bravourös doch noch den Ausgleich (22:22). Als es kurz danach 23:23 stand, fehlten dem Außenseiter nur noch zwei Punkte zu einem 3:0-Erfolg. Doch mit der Niederlage vor Augen, wendeten die Gäste nervenstark das Unheil ab. Der mittlerweile für Danielle Harbin gekommenen Jelena Sunjic war es vorbehalten, das 25:23 zu erzielen und somit auf 1:2 nach Sätzen zu verkürzen.

Wie sich in der Folge herausstellte, sollte das der Knackpunkt der Partie werden. Suhl hatte jetzt „Blut geleckt“, wirkte, angeführt von einer immer präsenter werdenden Claudia Steger, immer sicherer und dominierte fortan das Spiel. 3:8 und 8:16 hießen die Zwischenstände aus Erfurter Sicht. Frühzeitig wurde klar, dass es in den Entscheidungssatz gehen würde. Erfurts Coach wechselte seine Angriffsreihe durch, um den Konditionstank wieder auffüllen zu lassen. Eine nachvollziehbare Entscheidung. Zwar machten Paula Reinsch und Sarah Kovac ihre Sache sehr ordentlich, den deutlichen Satzverlust (14:25) konnten sie aber nicht mehr verhindern.

In den Entscheidungssatz, der die Free-TV-Zuschauer außen vorließ, gingen die Erfurterinnen wieder mit ihrem Anfangssechser, der sich eine 2:0-Führung erspielte. Doch zu einem Happyend sollte es für den nie aufsteckenden Außenseiter nicht mehr kommen. „Wir haben immer gekämpft, bis zum Schluss, auch bei großem Rückstand“, fand Libera Michelle Petter nach dem Spiel sichtlich enttäuscht, den möglichen Sieg noch verpasst zu haben. Doch der Wille allein reichte nicht, denn die Gäste waren final konditionell und mental überlegen. Als Erfurts Trainer beim 4:10 seine zweite Auszeit nahm, waren bereits die Messen gesungen. Humorlos beendeten die VfB-Damen die Partie zum 15:8.

Geknickte Stimmung herrschte bei den Erfurterinnen nach der verpassten Chance des im Bereich des Möglichen gelegenen Sieges. Verständlich, denn sie hatten drei Sätze den favorisierten Gästen ein Spiel auf Augenhöhe geboten. Aber mit etwas Abstand sollten gerade die jungen Spielerinnen das Positive mit in die beiden letzten Partien in Potsdam (Mittwoch) und Münster (Samstag) nehmen. Der VfB, der spät, aber nicht zu spät seine Qualität auf Spielfeld brachte, durfte sich über den knappen Sieg freuen. Der Jubel darüber fiel allerdings verhaltener aus als beim 3:0-Hinspielerfolg und Trainer Laszlo Hollosy schien nach dem Abpfiff mehr unzufrieden als glücklich über den späten Tiebreaksieg.

Zu den MVP wurden Jasmine Gross (Silber) und Claudia Steger (Gold) gewählt.
StS, Fotos: Sebastian Schmidt

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