Kulturkonzeption
Die Kulturdirektion Erfurt überarbeitet derzeit das Strategische Kulturkonzept der Landeshauptstadt Erfurt von 2013. Im Mittelpunkt stehen dabei eine Darstellung der Kulturlandschaft Erfurt (auch über Erreichtes im Rahmen der Konzeption von 2013), eine grundlegende Aufgabendefinition für die Kulturdirektion für das nächste Jahrzehnt sowie die Identifikation von strategischen Entwicklungsmöglichkeiten inklusive Umsetzungsvorschlägen.
Vorbereitende Maßnahmen zur Fortschreibung der Kulturkonzeption sind seit Anfang vergangenen Jahres durch die Kulturdirektion erfolgt. Hierzu gehören beispielsweise die Vorbereitung und Durchführung einer Bevölkerungsumfrage über die Nutzung von Kulturangeboten und die Einrichtung einer Monitoring-Gruppe mit Stadträten, die den Prozess begleitet. Für öffentliche Formate, Workshops und Experteninterviews wurde ein externer Auftragnehmer ausgeschrieben und gewonnen. Der Berater und Kulturmanager Dirk Schütz hat die geplanten Interviews mit Expertinnen und Experten bereits abgeschlossen und wird im November die öffentlichen Workshops zum Thema Kulturförderung sowie Erinnerungskultur leiten, moderieren und für die Fortschreibung der Kulturkonzeption auswerten.
„Zur Fortschreibung der Kulturdirektion der Landeshauptstadt Erfurt führen wir Erfahrungswerte und Vorschläge für die Überarbeitung des Konzeptes im Dialog mit Politik, Verwaltung und der Öffentlichkeit zusammen. Es ist ein intensiver und anspruchsvoller Prozess, der in dieser breiten methodischen Herangehensweise ein solides Fundament bilden wird“, so Kulturdirektor Dr. Christian Horn. Die überarbeitete Kulturkonzeption soll Ende des kommenden Jahres in den Stadtrat eingebracht werden. „Wir haben uns entschieden, die Federführung zur Überarbeitung des Kulturkonzeptes im Amt zu belassen und hierfür keinen externen Auftragnehmer zu gewinnen. Beschäftigte des Amtes bringen sich hierfür mit sehr großem Engagement ein, wofür ich ihnen sehr danke“, so Horn.
Bereits mit dem Museumsentwicklungskonzept der Stadt Erfurt und verschiedenen Grundsatzbeschlüssen sind wesentliche Handlungsziele der kommenden Jahre formuliert, die in die Fortschreibung der Kulturkonzeption einfließen werden. Hierzu gehören u. a. die Depotneuplanung, die Transformation der Geschichtsmuseen in ein neues Kulturhistorisches Museum sowie die bauliche und konzeptionelle Fortentwicklung des Naturkundemuseums.
In der Informationsreihe „InsideOut“ hat die Kulturdirektion in den vergangenen Monaten bereits über die Depotneuplanungen und die Vision eines neuen Kulturhistorischen Museums informiert. Innerhalb dieser Reihe setzt sie in den kommenden Monaten den öffentlichen Dialog zu weiteren Themen fort, die mit der Überarbeitung der Kulturkonzeption adressiert sind.
Am Montag, dem 4. November 2024, lädt die Kulturdirektion von 16:30 bis 20:00 Uhr in den Künstlerwerkstätten der Stadt Erfurt (Nordhäuser Straße 81/81a, 99089 Erfurt) zu einem öffentlichen Workshop über die Weiterentwicklung der Kulturförderrichtlinie ein. Am Freitag, den 15. November 2024, von 16:30 bis 20:00 Uhr folgt die Einladung zu einem zweiten öffentlichen Workshop, in dem neue Förderinstrumente zur Diskussion stehen werden. Anmeldungen zu beiden Workshops sind bis zum 20. Oktober an kulturdirektion@erfurt.de möglich. Der Ort des zweiten Workshops wird mit Blick auf die Zahl der Anmeldungen noch mitgeteilt werden.
Zum Thema Erinnerungskultur kommt die Kulturdirektion auf Einladung mit Expertinnen und Experten am 11. November um 16.30 Uhr in den Künstlerwerkstätten zusammen.
Neuplanung Depot
Derzeit verfügen die Erfurter Museen über 6.000 qm Depotflächen. Die Räumlichkeiten können bereits jetzt nicht mehr alle Sammlungen aufnehmen. Die Hälfte der derzeitigen Flächen ist als deutlich defizitär zu bewerten. Die Neuplanung der Depots der Erfurter Museen ist in Gutachten (Fraunhofer-Gutachten 2018, Actori-Gutachten 2022) als prioritärer Handlungsbedarf anzeigt. Die Bedarfe sind in das Museumsentwicklungskonzept der Stadt Erfurt aufgenommen.
Die Kulturdirektion hat jetzt die Vorbereitungen zur Ausschreibung einer Machbarkeitsstudie abgeschlossen. Diese listet alle Mengengerüste, Anforderungen an Materialgruppen bezüglich Bestandserhaltung, Statik und Sicherheit auf. Ein Raumprogramm sowie Flächenanforderungen sind durch die Kulturdirektion formuliert. Diese belaufen sich einschließlich Zusatzflächen auf 12.000 qm.
Die Betrachtungen neuer Standorte beziehen die Möglichkeit der Ertüchtigungen von Gebäuden, des Neubaus oder hybrider Lösungen gleichermaßen ein. Unter den zu prüfenden Standorten befindet sich unter anderem der aktuelle, allerdings baulich defizitäre Depotstandort in der Salinenstraße 113. Auch der Umzug der Zentralen Restaurierungswerkstätten sowie eine Vorhaltefläche für die Notfallplanung im Rahmen des Thüringer Notfallverbundes sind Gegenstand der Machbarkeitsbetrachtung. Die Vergabe zur Durchführung dieser soll noch in diesem Jahr erfolgen.
Pop-up-Ausstellungshalle
Mit der Pop-up-Ausstellungshalle geht die Landeshauptstadt Erfurt neue Wege. In prominenter Lage eröffnet auf dem Petersberg ein Ort der Kollaboration und Ko-Kreation für Ausstellungsprojekte. Ausstellungen am Puls der Zeit sollen im Work in progress entstehen und gesellschaftliche Teilhabe generischer Bestandteil der Programmierung der Ausstellungshalle sein. Die Ausstellungen können Mittel der Szenografie, multimediale und digitale Technologien, immersive Techniken, künstlerische Ausdrucksformen, Instrumente des Kommunikationsdesigns u. v. m. nutzen.
Die Ausstellungen werden durch professionelle Teams realisiert, die sich für bestimmte Zeiträume auf die Nutzung der Räume bewerben. Die Kulturdirektion stellt neben den Räumlichkeiten, technischen Infrastrukturen und Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit einen Anteil der Produktionskosten für die Ausstellungen zur Verfügung. Zugleich ist die Einbringung von Ko-Finanzierungsmitteln durch die Teams erforderlich. Über die Auswahl der Ausstellungen und ihrer Themen soll auch öffentlich abgestimmt werden.
Die Kulturdirektion sieht in der Pop-up-Ausstellungshalle außerdem Zeiträume vor, in denen ihre eigenen Museen und weitere institutionalisierte Museumsträger den Ort für experimentelle Ausstellungskonzepte nutzen können, die sich in besonderem Maße Themen der Zeit widmen.
Die Schaffung einer Pop-up-Ausstellungshalle und die dafür erforderlichen konzeptionellen Vorbereitungen wurden durch den Stadtrat im März 2023 beschlossen. Die Kulturdirektion Erfurt legte bereits im August 2023 einen zugehörigen Masterplan vor. Inzwischen hat der Finanzausschuss den Abschluss eines Mietvertrages mit dem Vermieter und Bauherren Frank Sonnabend bestätigt. Der Ausbau der Ausstellungflächen soll bis Anfang 2025 durch ebendiesen erfolgen.
Wie bereits im Masterplan skizziert, soll die Arbeit der Pop-up-Ausstellungshalle in einem Workshop mit Expertinnen und Experten feinjustiert und weiter diskutiert werden. Hierzu hat die Kulturdirektion für den 19. November 2024 eingeladen. Stellenausschreibungen für den Betrieb der Pop-up-Ausstellungshalle werden noch in diesem Jahr erfolgen. „Wir gehen völlig neue Wege bei Idee und Betrieb eines Ausstellungsortes. Unsere diesbezüglichen Stellenausschreibungen werden spezifizierte Anforderungen zum Beispiel für das Projektmanagement und Anforderungen von Ko-Produktionen enthalten“, so Kulturdirektor Dr. Christian Horn. Auf Basis der baulichen, personellen und aller organisatorischen Vorbereitungen soll die Pop-up-Ausstellungshalle kommendes Jahr eröffnen.
Jüdisches Leben in Erfurt – Strategische Neuausrichtung
Hinsichtlich der Erforschung, Betreibung und Weiterentwicklung der Erfurter Welterbestätten prüft die Stadtverwaltung derzeit intensiv eine strategische und strukturelle Neuausrichtung innerhalb der Kulturverwaltung. Aufgrund des gestiegenen öffentlichen Interesses, der Vorgaben der Unesco zu Erhalt, Erforschung und Dokumentation der Welterbestätten, der Notwendigkeit einer Verbesserung der Zugänglichkeit und Infrastrukturen sowie der Notwendigkeit der Einrichtung eines temporären und später dauerhaften Welterbe-Informationszentrums stellt diese Neubewertung den nächsten Schritt nach Verleihung des Welterbetitels am 17. September 2023 dar.
Konkret wird daran gearbeitet, die Stabsstelle Unesco zu einem „Aufbaustab Welterbe“ zu erweitern. Temporär bleibt dieser Aufbaustab direkt dem zuständigen Dezernat Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe zugeordnet, um ein integriertes Modell der zukünftigen Betreibung von Welterbestätten und Welterbe-Informationszentrum zu entwickeln. „Wir bündeln die fachlichen Kompetenzen und ergänzen diese um ein Projektmanagement, mit dem wir die Planungen für das Welterbe-Zentrum vorantreiben“, so der Beigeordnete Dr. Tobias J. Knoblich.