Eröffnungskonzert der Erfurter Kirchenmusiktage 2012

4. September 2012
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Erfurter Musik der Reformationszeit mit dem Johann Rosenmüller Ensemble.

Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stärke erreichte die Stadt Erfurt im hohen Mittelalter eine weitgehende Autonomie von den Erzbischöfen und Kurfürsten von Mainz, den eigentlichen Landesherren Erfurts. Da es der Stadt Erfurt aber nie gelang den Status einer freien Reichsstadt zu erlangen, der die vollkommene Selbständigkeit vom Mainzer Kurstaat garantiert hätte, ist ihre Geschichte im 16. und 17. Jahrhundert von den beiden Polen Streben nach Selbstständigkeit und Unterwerfung unter den Landesherren geprägt. Dies zeigt sich nicht zuletzt auch an der konfessionellen Lage Erfurts als frühes Zentrum der Reformation, in der aber trotzdem acht katholische Stifte und Klöster, darunter auch das Marienstift, der heutige Dom unter dem Schutz des Mainzer Erzbischofs erhalten blieben.

Das Programm des Eröffnungskonzertes der ERFURTER KIRCHENMUSIKTAGE 2012 versucht diese Spaltung musikalisch darzustellen, in dem auf der einen Seite Werke aus dem Umfeld des Mainzer Kurfürsten Kardinal Albrecht von Brandenburg, wie z. B. von Arnold Schlick und Wolf Heintz erklingen, und auf der anderen Seite evangelische Werke, wie die Motette zur Erfurter Ratswahl von Heinrich Cumpenius aus dem Jahre 1572 oder Kompositionen von Hieronymus Praetorius, der seine erste Stelle als Organist in Erfurt ausübte. Exemplarisch für die Wirren des 16. Jahrhunderts mag hier Wolf Heintz stehen, der auf der einen Seite dem Kurfürsten Albrecht von Brandenburg als Hoforganist diente und auf der anderen Seite mit Martin Luther Briefe austauschte.

Unbeachtet muß in diesem Konzert die Zeit nach dem dreissigjährigen Krieg bleiben, als in den konfessionell gemischten Städten wie Erfurt, Frankfurt am Main, Hildesheim, Speyer, Worms oder Augsburg katholische Musiker selbstverständlich in evangelischen Kirchen engagiert wurden und die lutherischen Stadtpfeifer selbstverständlich auch die Bläserpartien in den katholischen Kirchen übernahmen, also eine überkonfessionelle Zusammenarbeit betrieben, wie sie noch heute in den Erfurter Kirchenmusiktagen weiterlebt.