zwei Männer halten eine Tafel mit der Beschriftung "Immaterielles Erbe Friedhofskultur"

Hauptfriedhof Erfurt wird zum immateriellen Kulturerbe

18. September 2020
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Der Hauptfriedhof der Landeshauptstadt Erfurt mit seiner über 100-jährigen Geschichte steht jetzt im Zeichen des immateriellen Kulturerbes Friedhofskultur. Am Freitagmorgen wurde ein entsprechendes Schild am Haupteingang des Friedhofs in der Binderslebener Landstraße angebracht, um so auf die wichtige Bedeutung der Friedhofskultur für unsere Stadt aufmerksam zu machen. Erfurt ist damit Teil eines bundesweiten Netzwerks von über 150 Städten, die an diesem Tag mit der Ernennung zum immateriellen Kulturerbe auf die Friedhofskultur in Deutschland aufmerksam machen.

Foto: Jens Kratzing (links), Abteilungsleiter Friedhofs- und Bestattungswesen, und Andreas Horn, Beigeordneter für Sicherheit und Umwelt, bringen die Plakette am Haupteingang des Erfurter Hauptfriedhofs an.
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Bereits im März hatte die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen Unesco-Kommission diese Ernennung zum immateriellen Kulturerbe beschlossen. Allerdings ging die Auszeichnung im Corona-Lockdown völlig unter, weshalb jetzt mit der Aktion „Friedhöfe auszeichnen“ auch in Erfurt auf das vielschichtige Kulturerbe aufmerksam gemacht wird. Nicht die Friedhöfe an sich sind zum immateriellen Kulturerbe ernannt worden, sondern die Friedhofskultur – also all das, was Menschen auf dem Friedhof tun. Dazu gehören das Trauern, Erinnern und Würdigen genauso wie das Gestalten, Pflegen und Weiterentwickeln.

Der Friedhof ist vor allem auch ein Ort der Lebenden, der weit über die persönlichen Trauerrituale hinaus identitätsstiftende Bedeutung für die Gesellschaft hat. Hervorzuheben ist zum Beispiel die historische Dimension der Denkmäler. Der Kulturraum Friedhof bildet zudem den größten Skulpturenpark der Landeshauptstadt und ist zugleich Inspirationsfläche für viele Kunstformen. Hier sind die noch erhaltenen expressionistischen Grabmale auf dem Hauptfriedhof hervorzuheben. Besonders bedeutsam ist seine soziale Funktion: Der Friedhof erweist sich als Treffpunkt für Familien oder Angehörige und wirkt auch sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegen. Nicht zuletzt zeigt sich dieser Kulturraum über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg als ein Ort der Integration und des Friedens. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung der Friedhöfe für den Naturschutz, zum Beispiel auch als Ort der biologischen Vielfalt.

Grundvoraussetzung für die Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe war für die Unesco „die Lebendigkeit der kulturellen Ausdrucksform“. Es geht nicht um ein „Mumifizieren“ von Friedhöfen, sondern um deren zeitgerechte Weiterentwicklung. So werden auch in Zukunft Bestattungsformen angeboten, die den Wünschen der Menschen entsprechen, wie zum Beispiel naturnah gestaltete oder pflegeleichte bzw. pflegefreie Grabformen. Auf dem Hauptfriedhof zeigt sich diese Entwicklung schon heute im Angebot der Urnengemeinschaftsgräber, den Partner- und Baumgräbern für Urnen und den Rasengräbern für Erdbestattungen.

Die Auszeichnung des Hauptfriedhofes unserer Stadt hat das „Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur“ initiiert, das sich der Pflege und Weiterentwicklung dieses Kulturerbes verschrieben hat. Auf der Seite www.kulturerbe-friedhof.de finden sich umfangreiche Informationen über die Friedhofskultur in Deutschland, die Ernennung zum immateriellen Kulturerbe und deren Bedeutung für die Gesellschaft.


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