Wortmarke Welterbe werden

Hoffnung auf die Unesco-Welterbeliste

16. August 2023
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Wird Erfurt mit seinem jüdisch-mittelalterlichen Erbe auf die Welterbeliste kommen? „Das Welterbe wäre für Erfurt eine einmalige Chance, in die erste Liga der touristischen Destinationen aufzusteigen“, reagiert Oberbürgermeister Andreas Bausewein. „Unser jüdisch-mittelalterliches Ensemble ist einmalig, es hat eine weltweite Beachtung verdient.“

Die Entscheidung, ob Erfurt wirklich auf die Welterbeliste kommt, fällt im kommenden Monat in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens. „Bei einer positiven Entscheidung der Unesco würde unsere Landeshauptstadt offiziell zum kulturellen Erbe der Menschheit gehören und damit in einer Reihe mit Orten wie dem Schloss in Versailles, dem historischen Zentrum Roms oder den Pyramiden von Gizeh stehen“, erhofft sich auch Thüringens Kultur-Staatssekretärin Tina Beer ein Ja des Welterbekomitees.

Die Chancen für das Ja stehen zumindest nicht schlecht. Denn Icomos, der internationale Rat für Denkmalpflege, hat für das jüdisch-mittelalterliche in Erfurt seine Empfehlung ausgesprochen. Ob die 21 Mitglieder des Welterbekomitees dieser Empfehlung folgen, lässt sich aber nicht sagen.

Während der Entscheidung in Riad dabei sein werden die Unesco-Beauftragten der Stadt, Dr. Maria Stürzebecher und Dr. Karin Sczech, sowie der Kulturbeigeordnete Dr. Tobias Knoblich und der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Prof. Reinhard Schramm. „Ich weiß um die harte Arbeit aller Beteiligten. Jüdisches Erbe und jüdisches Leben erfahren eine große Öffentlichkeit“, so Schramm.

„Der Titel würde bestätigen, wovon ich ohnehin überzeugt bin: dass das jüdisch-mittelalterliche Erbe unserer Stadt etwas ganz Besonderes und weltweit einmalig ist“, ergänzt Dr. Maria Stürzebecher, die von Beginn an den langen Weg des Welterbeantrags gegangen und Erfurts erste Unesco-Beauftragte ist. Auch Dr. Karin Sczech, die Entdeckerin der Mikwe und seit drei Jahren ebenfalls Unesco-Beauftragte in Erfurt, hofft sehr auf den Titel: „Wenn es klappt, ist alles ein bisschen anders“, erklärt sie. „Dann gibt es auch unter den Wissenschaftlern eine größere Resonanz, Erfurt rückt stärker in den Fokus“, sagt sie.

Übrigens kann auch die Öffentlichkeit in Thüringen live dabei sein: Es gibt im Erfurter Rathaus eine Direktschaltung nach Riad in den Tagungssaal der Unesco. Wann dort die Entscheidung fällt, wird erst noch von der Unesco bekannt gegeben.

Der Antrag auf die Welterbe-Liste der Unesco wurde für die Alte Synagoge, die Mikwe und das Steinerne Haus 2021 eingereicht. Die bislang entdeckten Sachzeugen wie der Erfurter Schatz, die hebräischen Handschriften und die Grabsteine gehören zwar nicht mit auf die Liste, sind jedoch ebenfalls ein Beleg für das Miteinander von Christen und Juden während des Mittelalters und zeigen Aufstieg, Blüte und Auslöschung der beiden jüdischen Gemeinden mit dem Pogrom 1349 und gut einhundert Jahre später mit der Ausweisung der jüdischen Bevölkerung durch den Stadtrat.

Deutschland hat bislang 51 Welterbestätten, weltweit sind es aktuell 1.157 Kultur- und Naturstätten. In Thüringen haben diese Auszeichnung bislang Weimar und Eisenach erhalten. Der Hainich wurde Weltnaturerbe.

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