Hogelstraße

Hogelstraße

1. April 2021
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Von Heinz Zufall

Erfurt. Die Hogelstraße trägt ihren Namen seit 1925. Sie ist nicht besonders lang, nur zwölf Grundstücke sind ihr zugeordnet. Sie verbindet den Brühler Herrenberg mit der Meineckestraße. Ginge es nach der Bedeutung des Namensgebers, müsste die Straße allerdings wesentlich länger sein.

Mit der Benennung dieser Straße ehrte man den Theologen, Pädagogen und Stadtchronisten Zacharias Hogel. Der wurde am 2. November 1611 als erstes Kind des gleichnamigen Pfarrers der Augustinerkirche und Universitätsprofessors (1574-1635) und dessen Ehefrau Susanne, geborene Eckardt, in Erfurt geboren. Er erwies sich bereits als Schüler als kluger und wissbegieriger Junge, und erwarb schon mit 18 Jahren seinen Magistertitel an der Universität seiner Heimatstadt.

Seine Eltern sterben beide 1635 an der Pest.

Als er 25 Jahre alt ist, heiratet er 1636 eine Tochter des Ratsherrn und Waidhändlers Christian Naffzer, Rebecca Naffzer. Die Naffzers sind wohlhabend, gehören zu den Gefrunden, dem Stadtadel. Christian Naffzer residierte in einem der schönsten Häuser der Stadt, dem „Roten Ochsen“ am Fischmarkt.

Ebenfalls 1636 wird Hogel Diakon an der Augustinerkirche, 1643 schließlich Pastor. Ab 1655 bis kurz vor seinem Ableben war Hogel Rektor des Ratsgymnasiums. In dieser Funktion erlebte er auch die stürmischen Zeiten der Reduktion der Stadt, als sie alle erworbenen Freiheiten einbüßte und sich nun endgültig unter den Krummstab des Mainzer Erzbischofs begeben musste.

Die größten Verdienste erwarb sich Hogel aber als Chronist. Zum einen verdanken wir ihm die „Annales Gymnasii“‘, ein Schülerverzeichnis des Ratsgymnasiums, das Einblicke in die Bildungsbiographien von einigen Erfurter Persönlichkeiten jener Zeit ermöglicht.  Sein Hauptwerk aber ist die handschriftlich überlieferte „Chronica von Thüringen und der Stadt Erffurth insonderheit“. Die Chronik umfasst den Zeitraum von 320 bis 1628. Vermutlich reichte sie weiter, wurde aber aus politischen Gründen und wegen der aktuellen politischen Entwicklungen gekürzt. Sofern nicht Hogel selbst die Entfernung des letzten Teils vorgenommen hat, haben vermutlich die Erben die aus ihrer Sicht brisanten Texte entfernt und eine Auseinandersetzung mit den Mainzischen Herrschern so umgangen.

Hogel wurde neben seinem Vater vor dem Altar der Augustinerkirche begraben.

Hogels „Chronica von Thüringen und der Stadt Erffurth“ gilt als die erste zuverlässige Erfurter Chronik. Darüber hinaus kann sie wohl mit Fug und Recht als bedeutendste deutschsprachige Chronik des 17. Jahrhunderts bezeichnet werden. Sie ist bis heute für die Erforschung der Geschichte Thüringens und Erfurts von unschätzbarer Bedeutung und liegt dank des Einsatzes des ehemaligen Rektors der Universität Erfurt, Kai Brodersen, auch in digitalisierter und transkribierter Form vor.