Ein Redner steht auf einem Podium und spricht vor dem Publikum.

Jahresempfang des BVMW in der Messe Erfurt

16. Juni 2022
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Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) e.V. hatte für den zurückliegenden Dienstag zum Jahresempfang geladen. Gerald Bitterberg, Beauftragter Politik BVMW Thüringen, begrüßte die Gäste zusammen mit dem Oberbürgermeister der Stadt Erfurt. Das Grußwort seitens des Wirtschaftsministeriums hielt Staatsekretär Carsten Feller und die Keynote „Mittelstand 2030 – aktuelle Herausforderungen bestehen“ kam vom Chefvolkswirt Mittelstand BVMW Dr. Hans-Jürgen Völz.

Foto: Der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein begrüßt die Gäste.
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Die Vielfalt des Mittelstandes in Deutschland, so Dr. Völz, ist einzigartig. Mit einer Beschäftigungsrate von 55% und einer Ausbildungsrate von 82%  kommt ihm im internationalen Vergleich eine sehr hohe Bedeutung zu. Die Auswirkungen der Pandemie gerade mal verkraftet sind die Selbständigen jetzt mit einer achtprozentigen Inflationsrate konfrontiert, die nicht 1:1 an den Kunden weitergegeben werden kann.

Der BVMW ist das Rückgrat Mittelstandes in Deutschland und vertritt deren Interessen in der Landes- und Bundespolitik. Damit die Wettbewerbsfähigkeit  auch im Jahr 2030 noch gewährleistet ist, stehen die BVMW Fachkommissionen in einer Debatte mit dem Bundestag. Hier werden Aktionsprogramme gefordert, die die Auswirkungen für den Mittelstand abfedern. Es geht um Rahmenbedingungen für Anschubfinanzierungen, Anreize für Konsumenten im privaten Verbrauch einerseits und um die Implementierung einer modernen Infrastruktur, einem flächendeckenden 5G-Netz – nicht zwingend bis zur letzten „Milchkanne“ – andererseits. Welches Handeln setzt die Bundesregierung der Abhängigkeit unseres Landes in der Energieversorgung zum Ausland entgegen und welche Maßnahmen werden für die Dekarbonisierung unseres Landes getroffen? Dr. Völz ist gegen die abrupte Abschaltung von AKWs, fordert den Ausbau erneuerbarer Energien – insbesondere der Windkraft – und wettert gegen die hiesige Stromsteuer, die den europäischen Vergleich um das 20fache übersteigt. Weiterhin brauche es Lösungen für eine Demographie-Transformation, denn um das Erwerbspersonenpotential zu halten braucht Deutschland 400tausend Zuwanderungen pro Jahr, es braucht Fortbildungsprogramme und das Selbstverständnis zum lebenslangen Lernen – außerdem die Anerkennung der Gleichwertigkeit von Ausbildung und akademischen Abschlüssen. Ob es das schon war? – Nein. Die Überregulierung der Bürokratie hemmt z.B. mit dem Lieferkettengesetz das Wirken und die Kreativität im Mittelstand – hier wird ein Demokratieentlastungsgesetz als Lösung gesehen, um Genehmigungsverfahren zu verkürzen und Kosten für die Bürokratie zu senken.

Die Krise bedeutet für alle eine große Kraftanstrengung.

Auch Feller hat seine Schlüsse aus der Corona-Krise gezogen. Die Sicherung von Lieferketten und die Produktion im Inland müssen in den Fokus genommen und der Deglobalisierung die Kraft genommen werden. Auch er sieht den Rückgrat der Thüringer Wirtschaft im Mittelstand – 25% Industrie, 40% Innovation, u.a. auch Forschungseinrichtungen. Was fehlt, so Feller, sind die Konzernzentralen. Was uns einholt ist der demographische Nachhall aus der Wende – 50% der Erwerbstätigen müssen in Kürze ersetzt werden. Zuwanderer lassen sich in Communities nieder – dort wo sie Gleichgesinnte treffen, sich wohlfühlen. Es gilt ein gutes Klima herzustellen, um ausländische Fachkräfte für unser Land zu gewinnen. In Sachen Digitalisierung ist Skandinavien beispielgebend – Thüringen fehlt das Tempo, jedoch wird mit hoher Intensität daran gearbeitet, dass bis Ende 2023 für alle das 5G-Netz zur Verfügung steht.

Große Hoffnung sieht er in der Energieautobahn, die durch Thüringen führt – hier soll es gelingen Anschlüsse zu generieren und wichtige Standortvorteile zu nutzen. Thüringens Pfund ist: Innovation in Wissenschaft und Forschung. Mit der Batterie- und Wasserstofftechnologie sieht er das Land optimal für die Zukunft aufgestellt.

Insbesondere beim Thema Fachkräfte blicken der BVMW und das Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Erfurt im Rahmen eines Projektes der Impulsregion auf das gleiche Ziel: Die Anwerbung von ausländischen Fachkräften aus dem Ausland. Alleine durch die Ausbildung in den Unternehmen kann der bevorstehende Fachkräftemangel, insbesondere in Thüringen, nicht bewältigt werden. Ein gelungener Ansatz ist die Kampagne der Impulsregion “Vielfalt – Das sind wir!”


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