Schreiben und Lesen als religiöse Praktiken

13. Oktober 2012
1 Minute lesen
Im Anschluss spricht Thomas Bouillon, Referent in der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, über „Die Bibliotheca Amploniana“.
Die Handschriften der „Bibliotheca Amploniana“ geben Einblicke in die Schreib- und Lesekultur von Religionsgemeinschaften, insbesondere des Christentums. Das Aufschreiben Heiliger Schriften, von Gebeten, Rechtstexten, Kommentaren und vielem mehr begegnet uns in einer Vielzahl von Religionen. Wie und was man aufschrieb, war jedoch vielfältigen Normen unterworfen. Die Produktion solcher Schriften war äußert kompliziert, wie jeder weiß, der sich einmal mit den Arbeitsabläufen in einem mittelalterlichen Skriptorium beschäftigt hat. Nicht weniger interessant ist das Lesen solcher Schriften, das mal einem bestimmten Publikum vorbehalten ist − etwa bei liturgischen Büchern − dann wieder allen Angehörigen einer Glaubensgemeinschaft offensteht, wie beispielsweise die Lektüre von Katechismen. Lesen als religiöse Praxis kann streng normiert sein und erzieherische Zwecke verfolgen, es kann aber ebenso frei gewählte erbauliche Lektüre sein.
In der Vorlesungsreihe des Interdisziplinären Forums Religion werden sich nun Wissenschaftler der Universität aus der Perspektive verschiedener Religionen und Kulturen sowie von Geschichte und Gegenwart mit verschiedensten Fragestellungen beschäftigen. Dabei sollen immer wieder auch Texte und Themen aus der „Bibliotheca Amploniana“ im Mittelpunkt stehen. Die öffentliche Vorlesungsreihe findet im Wintersemester 2012/13 immer dienstags, 16 bis 18 Uhr, im Coelicum, Domstr. 10, statt. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen. Nach dem Auftakt am 16. Oktober geht es dann am 23. Oktober mit dem Thema „Die Anleitungen zur Herstellung und Handhabung schrifttragender magischer Artefakte aus griechischen, koptischen und demotischen Sammelschriften (1.-7. CE)“ weiter. Referentin ist Kirsten Dzwiza.