Uni Erfurt und FSU Jena stärken gemeinsame Lehrerausbildung in Inklusionsfragen

21. Juni 2019
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Inklusion im Unterricht als Querschnittsaufgabe verstehen
und umsetzen – dieses Ziel verfolgt ein Kooperationsprojekt zwischen der
Universität Erfurt und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Das Projekt „Curricula der Zukunft – Digitale Lehre für
eine heterogenitätssensible Lehrer*innenbildung“
fördert die
hochschulübergreifende Zusammenarbeit in der Lehrerausbildung sowie den
fachlichen Austausch zwischen Pädagogikstudierenden an beiden
Hochschulstandorten. Mit der Vorlesung „Pädagogik in inklusiven Prozessen“ von
Prof. Dr. Susanne Jurkowski wurde im Sommersemester 2019 nun erstmals eine an
der Universität Erfurt angebotene Lehrveranstaltungen auch für
Lehramtsstudierende aus Jena geöffnet.

„Ich bin in meiner Forschung sehr inter- und
multidisziplinär orientiert“, erklärt Susanne Jurkowski, Professorin für
inklusive Bildungsprozesse an der Universität Erfurt. „Da finde ich es nur
konsequent, dass auch meine Lehrveranstaltungen interdisziplinär gestaltet sein
sollten.“ Ihre Vorlesung „Pädagogik in inklusiven Prozessen“ wurde im
Sommersemester nicht nur von Erfurter Studierenden der Förderpädagogik besucht,
sondern ebenso Gymnasiallehrämtlern aus Jena. „Ich betrachte es als große
Herausforderung, dass man über die andere Profession – also andere pädagogische
Disziplinen – teilweise gar nicht so viel weiß“, beklagt die Lehrerbildnerin.
„Da stehen als Resultat dann später Lehrkräfte in ihrem Unterricht und fragen
sich: ‚Und was mache ich nun mit dem Förderpädagogen? Was kann der eigentlich?
Worin kann er mich unterstützen?‘ Genau das lernt man am besten schon im
Studium“, erläutert sie die Idee hinter der Kooperation.

Einer, der genau das lernen wollte, ist Toni Scheffler. Er
studiert Gymnasiallehramt in Jena und nahm gern regelmäßig den Weg nach Erfurt
auf sich, um bei Prof. Jurkowski Einblicke in die Inklusionsforschung zu
erhalten: „Das Thema Inklusion bekommt zunehmend Bedeutung im schulischen
Alltag“, betont er. „Deshalb sind alltagsbezogene Themen und Seminare für mich von
großem Interesse.“ Auch wollte Scheffler sich damit auf „spezielle
Herausforderungen im späteren Berufsalltag vorbereiten“, berichtet der
angehende Lehrer weiter. Entsprechend positiv resümiert er, wie „äußerst
praxis- und fallorientiert“ in der Lehrveranstaltung gearbeitet worden sei. Eben
dieser Wunsch, Inklusion aktiv gestalten und in den eigenen Unterricht
einbinden zu können, wurde auch für Prof. Jurkowski deutlich sichtbar: „Das
waren hochmotivierte junge Köpfe“, beschreibt sie die Gäste aus Jena. „Sie
kamen nach den Vorlesungen mit sehr praxisorientierten Fragen auf mich zu. Da
spürte man auch den hohen Praxisdruck, dem sie als künftige Lehrerinnen und
Lehrer ausgesetzt sind.“

Durch das hochschulübergreifende Angebot erhoffen sich die
Universitäten Erfurt und Jena einen fachlichen Austausch sowie eine Ergänzung
innerhalb der verschiedenen Fachbereiche der Lehrerbildung. Dr. Andrea
Schmerbauch, Mitarbeiterin an der Erfurt School of Education und Koordinatorin
des Projektes „Curricula der Zukunft“,
das gefördert vom Thüringer Wissenschaftsministerium seit Oktober 2018 an den
Universitäten Erfurt und Jena durchgeführt wird, unterstreicht: „Angehende
Lehrerinnen und Lehrer, die in Thüringen studieren, sollen unter den aktuellen
Voraussetzungen bestmöglich auf ihren bevorstehenden Berufsalltag vorbreitet
werden. Und das lässt sich am besten umsetzen, wenn die lehrerbildenden
Hochschulen kooperieren und ihre jeweiligen Kompetenzen bündeln.“ Mit der
Vorlesung von Prof. Jurkowski sei im Sommersemester 2019 ein Modellversuch
unternommen worden, der aufgrund der positiven Evaluation kein Einzelfall
bleiben wird: „Eine Fortsetzung und ein Ausbau dieser Bestrebungen ist geplant.
Prof. Jurkowski wird auch im nächsten Sommersemester ihre Vorlesung für
interessierte Studierende der FSU öffnen. Darüber hinaus gibt es weitere
Seminarangebote, bei denen Studierende beider Hochschulen aufeinandertreffen
und sowohl kollaborativ als auch digital zusammenarbeiten“, sagt Schmerbauch.

Toni Scheffler betont außerdem, dass auch
Verwaltungsvorgänge zwischen den Universitäten für die Studierenden bestens
geregelt gewesen seien: „Die Notenverbuchung erfolgt unkompliziert und ohne das
Zutun der Studierenden – ein rundum reibungsloser Ablauf im gesamten Prozess!“
Er könne das Angebot deshalb nur jedem Lehramtsstudierenden empfehlen, wie er
abschließend unterstreicht: „Einerseits kommt durch eine derartige Kooperation
Abwechslung in den studentischen Alltag, da man nicht nur neue Kommilitonen
kennenlernt, sondern auch ‚herumkommt‘ und den jeweils anderen Studienort näher
kennen- und lieben lernt. Andererseits bringt das Angebot einen gewissen
Weitblick mit sich: Man hat nicht mehr ausschließlich seinen persönlichen
Modulkatalog und (Muster-)Studienplan im Blick sondern lernt neue und erweitere
Angebote kennen, die über die alltäglichen Studieninhalte hinausgehen und
helfen, auch Anerkennung und Interesse für andere Studienrichtungen zu
entwickeln.“  

Ansprechpartnerinnen
Prof. Dr. Susanne Jurkowski
Tel.: +49 (0) 361 737-2261
E-Mail: susanne.jurkowski@uni-erfurt.de

Dr. Andrea Schmerbauch
Erfurt School of Education
Tel.: +49 (0) 361/737-1754
E-Mail: andrea.schmerbauch@uni-erfurt.de

Weitere Informationen
Projekt „Curricula der Zukunft – Digitale Lehre für eine heterogenitätssensible Lehrer*innenbildung“: www.uni-erfurt.de/ese/kooperationen-und-projekte/curricula-der-zukunft

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Quelle: https://aktuell.uni-erfurt.de/2019/06/21/paedagogik-in-inklusiven-prozessen/