Was passiert bei Stromausfall?

Was passiert bei Stromausfall?

18. März 2024
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Zack. Mattscheibe schwarz. Statt Bergdoktor oder Bundesliga plötzlich nur noch Dunkelheit. Kerze? Natürlich keine zur Hand. Taschenlampe? Wo liegt die gleich? Griff zum Lichtschalter. Nichts. Der FI-Schalter im Sicherungskasten ist noch drin. Müssen höhere Mächte sein. Also ein Stromausfall im städtischen Netz.

Rund 1.100 Trafostationen und etwa 35.000 Hausanschlüsse sind im 3.150 Kilometer langen Stromleitungsnetz in Erfurt eingebunden. Da sind Störungen nicht ausgeschlossen. „Es passiert auch immer mal wieder was, aber vergleichsweise selten“, sagt Hanno Rupp, Leiter Stromnetz bei der Stadtwerke Erfurt Netz GmbH (SWE Netz).
Man müsse da auch noch unterscheiden zwischen Mittelspannung und der haushaltsüblichen Niederspannung. Im Mittelspannungsnetz tritt jährlich 30- bis 40-mal eine Störung auf. Was natürlich Auswirkungen auf die Niederspannung hat. „Dann läuft das Telefon heiß“, sagt Martin Händel, der Chef der SWE Leitwarte. Während unzählige Stromkunden noch versuchen, ihre Sorgen unter der SWE Havarienummer 0361-564-1000 loszuwerden, ist im Hintergrund schon ein Szenario zur Störungsbehebung angelaufen. Denn auf den Monitoren hat die Leitwarte längst erkannt, wo es dunkel ist. Und kann auch herausfiltern, ob es sich vielleicht nur um einen Defekt in einem Haus oder einer Wohnung handelt, der nichts mit dem städtischen Stromnetz zu tun hat.

Dieser Leitwarte entgeht nichts. Sie ist rund um die Uhr besetzt. Immer. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sommers wie winters, an Feiertagen und Wochenenden. Mindestens vier SWE Bereitschaftsmitarbeiter sind immer da, um schnell wieder Licht in die Düsternis oder Kaffeemaschine und E-Herd zum Laufen zu bringen. „Die mittlere Stromausfallzeit pro anno liegt bei zehn bis 15 Minuten“, sagt Netzmeister Lutz Hoffmann. Da liege man im guten Bundesdurchschnitt. Als ein Kran im August 2017 an der B 4 eine Hochspannungsleitung heruntergerissen hatte, ging in großen Teilen des Erfurter Nordens das Licht für sechs Minuten aus. Sensible Bereiche – Rechenzentren, Krankenhäuser, Polizei oder Flughafen und Bahnhof – sorgen in der Regel mit ihren starken Notstromaggregaten dafür, dass dort die Stromversorgung unterbrechungsfrei weiterläuft, wenn das Netz versagt. Denn die sensible Infrastruktur darf nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. „Wir haben immer einen Plan“, sagt Martin Händel.

Das Stromnetz ist in weiten Teilen so angelegt, dass es immer eine Umschalt- oder Überbrückungsmöglichkeit gibt. Eine Kollegin oder ein Kollege am Störungstelefon nehmen die Daten auf. Sie können auf den Monitoren sehen, ob es sich um eine größere Havarie handelt. Ein Bereitschaftsmitarbeiter wird losgeschickt. Der hat den Auftrag, als Erstes die Stromversorgung durch Umschaltung auf eine intakte Trafostation schnell wieder herzustellen. „Die eigentliche Fehlerbehebung ist erst einmal sekundär. Priorität hat die Versorgung der Stromkunden“, sagt Händel.

90 Prozent des Stromnetzbestandes wurden seit 1990 erneuert. Besonders anfällig sind die auch noch vorhandenen Mittelspannungskabel aus der Endzeit der DDR. Da wurde, wie damals überall üblich, am Material gespart. Nun zersetzen sie sich zuweilen. Dazu kommen zu großen Teilen Beschädigungen bei den unzähligen Straßenbaustellen, die fast die Hälfte aller Havarien ausmachen. „Da wird immer wieder dasselbe Problem sichtbar. Die Kabelpläne, die der Baggerfahrer braucht und die anzeigen ‚Achtung, Handschachtung!‘, liegen im Büro. Nicht im Bagger, wo sie hingehören“, sagt Charles Vité, Chef der Netzdienste.
In der Nachwendezeit, als überall gebaut wurde, sei es da besonders wild zugegangen. Aber auch Witterungsschäden sorgen ab und zu für Störungen. Und die Aufgaben werden durch das stetig wachsende Stromnetz – z. B. durch den forcierten Ausbau des Ladesäulennetzes – nicht weniger.
513 dieser öffentlichen Säulen gibt es im Stadtgebiet. Allein 2023 sind 108 dazugekommen. Die SWE Leitwarte muss künftig auch diesen stetig wachsenden Sektor mit im Blick haben.

Text: Michael Keller

Foto:AdobeStock


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