Der Erfurter Tierfriedhof: Was kann ich tun, wenn mein Haustier stirbt?

Der Erfurter Tierfriedhof: Was kann ich tun, wenn mein Haustier stirbt?

2. Februar 2023
3 Minuten lesen

Katzen schleichen zwischen winzigen Grabsteinen, kitschigen Figuren und frischen Blumen umher. Füttern lassen sich die Samtpfoten immer, manchmal dann auch streicheln. Am liebsten aber liegen sie unter den Hecken und beobachten das Geschehen. Denn die Katzen führen ein ruhiges Leben auf dem Erfurter Tierfriedhof.

Brigitte Morgenthal und Giesela Enden haben acht Katzen auf dem Tierfriedhof beerdigt. Jedes ihrer verstorbenen Lieblinge hat hier ein Einzelgrab. Die beiden Frauen aus Bad Langensalza sind nicht nur beste Freundinnen, sondern wohnen seit 50 Jahren zusammen. „Als 2004 unsere Katze starb haben wir uns mehrere Tierfriedhöfe angeschaut. Keiner hat uns so gut gefallen, wie der in Erfurt. Hier ist die Atmosphäre einfach schön, die Mitarbeiter sind freundlich und es sieht aus wie in einem kleinen Park.“, sagt Brigitte Morgenthal. Ihre Tiere sind für sie wie Familienmitglieder. Sie einfach so zu entsorgen, komme für sie nicht in Frage.

Nicht nur für die beiden Frauen ist das Haustier ein Familienmitglied. Millionen von Katzen schlafen mit in deutschen Betten, Hunde kommen mit in den Urlaub und der Hamster ist der beste Freund der Kinder. 34,7 Millionen Tiere lebten 2021 in den deutschen Haushalten. Und diese Zahl steigt.

Doch nach dem Leben kommt der Tod. Und wer schon einmal ein Tier verloren hat weiß, welche Lücke es reißen kann. Ähnlich wie beim Verlust eines geliebten Menschen, stellt sich die Frage: „Wohin mit dem Hund oder der Katze?“ Die fachgerechte Entsorgung durch einen Tierarzt, das Grab im heimischen Garten oder ein Tierfriedhof sind oft die einzigen Möglichkeiten.

Am Lutherstein, zwischen dem Hundetierheim und einer Landschaft aus Wiesen, Hügeln und Feldern, befindet sich der Tierfriedhof von Erfurt. Alte Bäume und Hecken schirmen das Gelände von der Außenwelt ab. Seit 2003 wurden dort schon insgesamt 1329 Tiere beerdigt. Neben Katzen, Hunden, Kaninchen und Co. liegen hier auch eine Schildkröte und eine Schlange.

Judith Lotthammer kümmert sich nicht nur um die Tiere im Tierheim, sondern auch um den Tierfriedhof.

„Die meisten Menschen, die hier ihre Tiere hinbringen, fühlen sich danach erleichtert und getröstet“, sagt die Mitarbeiterin des Tierheims Judith Lotthammer. Sie hat selbst ihre verstorbenen Hunde hier beerdigt. „Es gibt verschiedene Grabformen. Anonyme Gräber oder Einzelgräber. Aber wir arbeiten auch mit einem Kleintierkrematorium bei Arnstadt zusammen. Der Trend geht gerade sehr in die Richtung, sein Tier einäschern zu lassen und die Urne dann mit nach Hause zu nehmen. Manche Leute lassen sich daraus sogar einen Diamanten aus der Asche pressen“.

Was eine Bestattung auf dem Erfurter Tierfriedhof kostet, hängt von dem Gewicht des Tieres und der Grabart ab. Eine Einzelgrabstätte für Katzen kostet so zum Beispiel 340 Euro. Das Grab bleibt dann für drei Jahre und kann gegen einen kleinen Betrag jedes Jahr weiter verlängert werden. „Im besten Fall machen sich die Besitzer noch während ihr Tier lebt Gedanken darüber, was nach dem Tod passieren soll. Viele sind nämlich, wenn es soweit ist, überfordert und es fällt ihnen schwer, eine Entscheidung zu treffen“, so Judith. „Wenn die Kunden sich für eine Bestattung bei uns entschieden haben, rufen sie hier im Tierheim an und wir machen einen Termin aus, zu dem sie das Tier herbringen können. Wir haben hier die Möglichkeit es kühl zu lagern und dann wird besprochen, wann und wie die Beerdigung stattfinden soll“. Die Trauerfeier selbst läuft oft ähnlich wie beim Menschen ab. Judith: „Viele kommen mit der ganzen Familie. Wird ein Hund beerdigt, sind auch manchmal seine Hundefreunde dabei. Nur einen Redner gibt es nicht. Das Tier wird dann von uns in das Grab gelegt und oft legen die Besitzer Kuscheltiere, Spielzeug oder Blumen mit dazu“.

Für Brigitte Morgenthal und Gisela Enden ist so ein Friedhof auch nach der Beerdigung ein Ort der Erinnerung und Trauer. Das Umfeld der Anlage sei wichtig. „Es ist toll, dass dort so viele Katzen leben, das macht den Friedhof lebendig.

Die herumstreunenden Katzen am Lutherstein stammen übrigens direkt aus dem Tierheim. „Wild geborene Katzen, die sich nicht zähmen lassen, dürfen auf dem Tierfriedhof ein ruhiges Leben führen. Dort können sie in der Natur leben, haben aber ein eigenes Häuschen und werden von uns gefüttert“, sagt Judith. Auf die Frage, ob ihr der Tod der Tiere und die Beerdigungen nah gehen, sagt sie: „Dass Tiere sterben gehört leider dazu. Das kenne ich durch meinen Job, aber auch durch meine eigenen Haustiere. Trotzdem berührt es mich, genauso wie die Schicksale der Menschen und ihrer Tiere. Ich hoffe, dass die Beerdigung hilft, das zu verarbeiten“.

Fotos: Steve Bauerschmidt


Neugierig geworden? Zum vollständigen Beitrag geht es hier: https://swefuererfurt.de