Die Glut im Grill glühte mit Verzögerung

24. März 2012
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Den offiziellen Start in die Grillsaison besiegelte ohnehin erst der Anbiss der Bratwurst durch die Thüringer Wurstkönigin Jana Wollenhaupt und Bratwurstkönig Rudi Butkus: “Das zeichnet eine Thüringer Bratwust aus, sie schmeckt sogar kalt”, so sein Fazit nach dem Biss in die abgekühlte Riesenbratwurst. Die Bratwürste auf den zwanzig Rosten, die auf dem Domplatz zur Rostkultur glühten, gelangten jedoch heiß ins Brötchen.

Am Morgen startete Michael Seever als Probst Johann von Siebeleben mit den Rennsteigläufern in Holzhausen den fünfundzwanzig Kilometer Dauerlauf, um das in olympischer Manier am Bratwurstmuseum entzündete Bratwurstfeuer nach Erfurt zu bringen. Die Fackel entfachte schließlich das Feuer im Riesengrill auf dem Domplatz. Das im letzten Jahr ins Programm aufgenommene Schaugrillen ist ausgeweitet worden. Die Grilltypen 1404 beantworteten Fragen rund um das Grillen, machten Rezeptvorschläge und legten unermüdlich kostenfreie Probierhäppchen aus, die ihnen von den Hungrigen unter den Fingern weggeschnappt wurden. Manchmal noch bevor sie die Holzspießchen in die Häppchen stecken konnten: Gefüllte Champignons mit Knoblauchöl gab es da, gegrillte Paprika mit Pflaumenmus oder Erdbeeren mit Marshmallows. Die Grilltypen 1404 baten zudem um Spenden für das Kinderhospiz Mitteldeutschland.

Die einzige Eintrübung erschien nicht am Himmel, sondern auf den Preistafeln der Fleischer: Dreißig Cent mehr, somit 1,80 Euro statt bisher 1,50 Euro, musste in diesem Jahr für die Rostbratwurst bezahlt werden. Preissteigerungen bei praktisch allen Zutaten seien dafür verantwortlich, so Uwe Keith, Geschäftsführer des Herkunftsverbandes Thüringer und Eichsfelder Wurst sowie Vorsitzender des Bratwurstmuseums in Holzhausen.

Doch Uwe Keith hatte auch freudige Aussichten für alle Freunde der Bratwurst: Am 1. April wird der Geo- und Genussweg Vom Bier zur Bratwurst eingeweiht. Dieser Weg sei etwas länger als der vom heimischen Gartenstuhl zum Rost, scherzte Keith. Der sechzehn Kilometer lange Rundwanderweg führt von der Arnstädter Stadtbrauerei über das Arnstädter Kloster zum Bratwurstmuseum. Entlang des Weges machen große Kunstobjekte und Stelen die Verbindung zwischen dem Naturraum und den kulinarischen Besonderheiten der Region deutlich. An sieben Standorten geht es um die Beschaffenheit der einheimischen Böden und was sie hervorbringen als Grundlage der hiesigen Esstraditionen. Der Wanderweg soll Kunst, Kultur, Kulinarik und Natur miteinander verbinden. Bei der Eröffnungswanderung am 1. April solle es an den Standorten Kostproben zu Essen geben.

Am 20. Mai findet in Holzhausen das Museumsfest statt, zu dem auch der Bratwurstsongcontest ausgetragen wird. Das ist ein deutschlandweiter Wettbewerb. Wenigstens ein Teilnehmer aus Bremen sei laut Keith schon einmal dabei gewesen. Die Bandbreite reicht von Volksmusik über Schlager bis zur Klassik. Alles darf, alles geht beim Songcontest. Nur die Wurst, die Thüringer Bratwurst, muss besungen werden. Die Ausschreibung folge in Kürze, so Keith.

Das seit drei Jahren erfolgreich in einem Zelt neben dem Bratwurstmuseum aufgeführte Bratwursttheater erfährt seine Fortsetzung künftig in einem festen Bau. Das neue Bratwursttheater bietet einhundert Zuschauern Platz und wird am 20. Mai eingeweiht. Durch das Theaterstück führt Hans Wurst persönlich. Es geht um eine unglückliche Liebe im Arnstädter Jungfrauenkloster, natürlich humorig vorgetragen. Allein alle Vorstellungen dieses Jahres sind bereits ausverkauft.

Satte 350 Millionen Rostbratwürste werden jährlich in Thüringen hergestellt. Seit 2003 ist die Thüringer Rostbratwurst neben der Thüringer Rot- und Thüringer Leberwurst und der Greußener Salami in das Verzeichnis der geschützten geografischen Angaben aufgenommen. Mindestens 51 Prozent der Zutaten der Bratwurst müssen aus Thüringen stammen.

Text und Fotos: Suyak

www.bratwurstmuseum.net