Puffbohne

Fachtagung “Entsicherte Kindheit”

26. Mai 2015
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Der Deutsche Kinderschutzbund Landesverband Thüringen, die Fachhochschule Erfurt und die Landeszentrale für politische Bildung erwarten über 200 Teilnehmer zur Fachtagung “Entsicherte Kindheit”, die am 27. Mai in der Fachhochschule Erfurt stattfindet und sind von der Resonanz überwältigt!

Die Gesellschaft hat im Übergang vom Industriezeitalter zum Informations- und Technologiezeitalter hinsichtlich der Ökonomie und der Technologien einen enormen Veränderungsprozess durchlaufen. Nur acht Prozent der Thüringer Kinder zwischen neun und vierzehn Jahren gaben im LBS-Kinderbarometer Thüringen 2013 an, keinen Zugang zum Internet zu haben. Ungefähr die Hälfte der Kinder besitzt ein eigenes Smartphone. Demgegenüber werden Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien besonders betroffen sein, denn, wie die Bertelsmann Stiftung gerade verdeutlicht, geht es in diesen Familien um Verzicht und in der Erziehung erfahren die Kinder häufig ein „geht nicht“.

Die Initiatoren des Fachtages “Entsicherte Kindheit” sehen das heutige Aufwachsen von Kindern hinsichtlich verschiedener Aspekte wie Freizeitgestaltung, Bildungsweg und Berufswahl, Medien, Marken und Körperbilder unter (Leistungs-)Druck geraten. Jedes fünfte Kind gab im LBS-Kinderbarometer bei der Frage, ob ihm im Leben etwas fehlt, die Zeit mit der Familie an. Die Hälfte der Kinder würde nach Beendigung der Schulzeit gerne studieren und gleichzeitig sind sich gerade die Kinder am Gymnasium unsicherer als noch die Grundschulkinder, was sie beruflich einmal werden möchten. Aber braucht es diese Klarheit bereits in diesem Alter oder werden Kinder mit diesen Festlegungen überfordert?

Kinder erleben heute zunehmend künstliche Erlebniswelten und abnehmend reale Erfahrungsräume und damit einher häufig zu wenig Bewegung und Eigentätigkeit. Die Kreativität leidet unter einer überragenden Konsumwelt. Gleichzeitig erwartet die Gesellschaft im 21. Jahrhundert von ihren Kindern, dass die zu eigenständigen, selbstbewussten aber auch flexiblen Erwachsenen heranwachsen. Sie werden auf eine schnelllebige und konkurrierende Gesellschaft vorbereitet, in der die Medien, der Markt wie auch besonders das Finanzsystem die Gangrichtung und den Takt angeben.

Mit der Tagung “Entsicherte Kindheit” sollen die Heraus- und Anforderungen in den Blick genommen werden, mit der Kinder heute konfrontiert sind und möglicherweise zu einem veränderten Blick auf Kindheit beitragen. Es geht um Prozesse von Ent-Sicherung, Beschleunigung, Pluralisierung und Individualisierung, die sich in einem sozialen Raum vollziehen, der selbst durch soziale und andere Spaltungen strukturiert ist. Wir wollen gewissermaßen mit einem „sozialen Blick“ auf die Kindheitsmuster von heute blicken.

Das Programm beinhaltet neben den Vorträgen zu

·         „Kindheit im Wandel – Die Entstehung moderner Kindheit“ von Prof. Dr. Johanna Mierendorff von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

·         „Behütung und Verwertung: Kindheit heute“ von Prof. Dr. Jürgen Oelkers von der Universität Zürich und

·         „Kindheit zwischen familiärer Autonomie und gesellschaftlichem Druck“ von Prof. Dr. Wilhelm Brinkmann von der Christians-Albrecht-Universität zu Kiel

weitere Einblicke in Fragen nach der Gesundheit von Kindern (Prof. Dr. Raimund Geene, FH Stendal), das Medien- und Freizeitverhalten (Prof. Dr. Sandra Fleischer, Universität Erfurt), der materiellen Armut (Prof. Dr. Ronald Lutz, FH Erfurt und der Bildung (Christoph Huth, M.A., Institut für kommunale Planung und Entwicklung/ FH Erfurt).

Die Tagung steht in der inhaltlichen Kontinuität mehrerer Tagungen zum Komplex „Kinderarmut“, die von der gleichen Trägergruppe veranstaltet wurden. Es ist damit gelungen, in Thüringen ein unabhängiges kinderpolitisches Fachforum zu etablieren, das die Fragen der Kinderarmut in einem breiten gesellschaftlichen Kontext thematisiert.