Andreas von Rothenbart erzählt
Wenn Andreas von Rothenbarth aus seinem Leben erzählt, dann lauscht man ihm genauso gespannt wie seinen Märchen oder beliebten Thüringer Sagen. Wahrscheinlich könnte er auch das Telefonbuch oder den Einkaufszettel vortragen und die Zuhörer wären gefesselt von seiner sonoren Stimme und seiner lebhaften Mimik. Im Advent ist er auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt zu hören und zu sehen, mehrmals jeden Tag. Die Weihnachtszeit, wenn eine geheimnisvolle Dunkelheit schon den Nachmittag bedeckt, ist wie gemacht für mystische Erzählrunden.
„Erzähler muss man sein, man wird es nicht“, beschreibt der 65-Jährige seine besondere Passion. Ins Geschichtenerzählen wurde er hinein geboren, als 7. Kind einer großen Familie in Erfurt. Man hatte nur sich selbst, die Kinder beschäftigten sich miteinander und das Erzählen war Alltag. Der verlief noch analog, ungestört von der heutigen Flut virtueller Einflüsse.
„Wir hatten nur uns und das sehr intensiv“, erinnert sich der Schwerstedter aus dem Landkreis Sömmerda. In den häufigen Erzählrunden der Familie spielten Märchen keine Hauptrolle. Alles, was es wert war, wurde erzählt – Alltagsgeschichten und eigene Erlebnisse.“ Diese Authentizität ist ihm auch heute noch wichtig. Sobald die Alten erzählen, sitzen die Kinder gespannt und hören zu. Das hat in seiner Familie Tradition. Erzähler ist kein Ausbildungsberuf und Andreas von Rothenbarth hat zuerst auf dem Bau gelernt, dann Gerätebau und anschließend noch Informatik studiert. In dieser Branche hat er dann als Selbständiger gearbeitet und dabei immer gemerkt, seine Arbeit lässt die Menschen nicht glücklich zurück und darum geht es doch im Leben. Wenn er zu erzählen begann, im Freundeskreis eine langjährige Tradition, dann empfand er immer dieses Glücksgefühl und seine Zuhörer auch. Seit Mitte der 1990-er Jahre steht „Märchenerzähler“ in der Spalte Beruf, das war auch die Geburtsstunde des Andreas von Rothenbarth. Unter diesem Synonym tritt der Vater dreier erwachsener Kinder auf Weihnachtsmärkten, öffentlichen Veranstaltungen aller Couleur, Hochzeiten oder Geburtstagen auf. Mehr als 20.000 Zuhörer lauschen ihm pro Jahr.
Eine gern erzählte Erfurter Legende erzählt der Mittsechziger im Video:
Der Graf von Gleichen und seine zwei Frauen
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