Im Skulpturengarten hinter dem Comthurhof

10. Juni 2012
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Die kräftig rot-orangenen Goldfische schwimmen immer wieder an die Wasseroberfläche, die teilweise von Seerosen bedeckt ist. Heute, am Tag der “Offenen Gärten”, ist was los bei Christa Wolf. Das merkt auch ihr kleiner Tibet-Spaniel, der auf einem Kissen unter dem Strauch neben dem Teich angeleint das Geschehen beobachtet. Mehr Besucher als üblich durchqueren den zweiseitig um das Haus in der Comthurgasse verlaufenden schmalen Garten der Designerin. Die Gärten des Neubau-Komplexes hinter dem Comthurhof sind fast vollständig von der an die Comthurgasse grenzenden Mauer beziehungsweise den Häusern verborgen. Dahinter verstecken sich kleine private Stadtgärten, und es offenbart sich innerhalb der Wohnanlage ein neuer Blick auf den Nikolaiturm und das Augustinerkloster.

Christa Wolf ist nach langer Tätigkeit in Köln in ihre Heimatstadt Erfurt zurückgekehrt und hat im Comthurhof Wohneigentum erworben. Das ermöglichte ihr, sich auch im Haus künstlerisch frei zu entfalten. Das Mosaik der Treppe sowie des Bades hat sie selber entworfen. Christa Wolf fertigt Figuren aus Steinzeug, entwirft Schmuck und Fensterbilder aus Edelsteinen, Perlen oder Mineralien, und sie bemalt Schals, Tücher und Kleider. Die Wohnung mit Atelier und Werkstatt sowie der Garten ergeben ein stimmiges Gesamtkonzept. Die aus dünnen Achat-Scheiben gestalteten Fensterbilder entfachen im Licht ein intensives Farb- und Musterfeurwerk in blau, gelb und rot. Die Farb- und Formenstruktur des Fensterbildes aus den Scheiben des Halbedelsteins findet sich in der Gardine des Wohnzimmers wieder.

Zurück im Garten zieht die wasserspeiende Nilpferdfamilie aus Steinzeug nicht nur die Blicke der kleinen Besucher auf sich. Den Goldfischen im Teich bescheert die Wasserdusche Sauerstoff. Der Steinzeug-Elefant in einer anderen Gartenecke hat vorübergehend das Wasserspeien wegen eines Defekts aufgegeben. Neben den Figuren zweier nackter Damen – die eine rekelt sich unbeschwert, die andere scheint etwas verschlossener und nachdenklicher – finden sich einige lustige Vögel im Garten. Einer ist an der Mauer offenbar im Absturz begriffen, zwei andere sitzen auf einem Tisch. Überhaupt lädt Christa Wolfs Garten ein, diese winterharten Skulpturen zu suchen und zu entdecken. Der Garten ist überwiegend immergrün angelegt. Ein Gingkobäumchen findet sich darin, und zwischen dem Immergrünen pflanzt Christa Wolf je nach Jahreszeit Blühendes. An ihrer Kunst Interessierte empfängt Christa Wolf gerne nach telefonischer Absprache in ihrem Atelier in der Comthurgasse 2.

Dreiundzwanzig Privatgärten waren am Sonntag in Erfurt geöffnet. Darunter der Garten des Waldorfkindergartens im Hirnzigenweg, der neue gemeinschaftliche Selbstversorger-Garten des Projekts “Transition Town Erfurt” in der Metallstraße und das Tropenhaus “Mundo Maya” im Garten Eichhorn in Hochheim. Längst kein Geheimtipp unter regelmäßigen Besuchern der “Offenen Gärten” ist der verschwiegen an einem Seitenarm der Gera gelegene Stadtgarten Abraham, der Dachgarten Zumnorde, der Garten des Augustinerklosters sowie der Garten Lindner an der kleinen Petermühle.

Kontakt zu Christa Wolf unter Telefon: 0361 – 7909526

Fotos: Suyak

Obere drei Bilder: Garten Lindner, Petermühle im Venedig
Untere drei Bilder: Skulpturengarten Christa Wolf