Lehrstunde in Podgorica

8. November 2011
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Maike März im THC-Tor zeigte starke Reaktionen und verhinderte mit mehreren gehaltenen Strafwürfen eine noch höhere Niederlage. Erfolgreichste Werferin für die Thüringerinnen war Katrin Engel mit neun Treffern. Katarina Bulatovic wurde mit zehn Toren beste Schützin für die Gastgeber.

Als Außenseiter reiste der Thüringer HC in die Hauptstadt Montenegros nach Podgorica. Hier zu punkten wäre wohl für die Müller-Truppe mehr als eine Sensation und des Guten zu viel gewesen. Dass Byasen (NOR) einen Tag zuvor gegen den FC Midtjylland (DEN) gewann, bedeutete somit schon im Vorfeld der Begegnung das Aus in der Champions League. Für Buducnost, bisher die dominierende Mannschaft der Gruppe A , konnte das Ziel der Begegnung nur Sieg heißen, wenn man die weiße Weste wahren wollte.

Bereits im ersten Angriff zeigte der wurfgewaltige Buducnost-Star, Bojana Popovic, dass die Trauben für die Gäste aus Thüringen sehr hoch hängen werden. Mehr als ein Ausgleich war für den THC nicht drin. Was die Abwehr der Gastgeberinnen nicht blockte, entschärfte die deutsche Nationaltorhüterin Clara Woltering. Einige Male scheiterte der Thüringer HC wieder an eigenen Schwächen im Spielaufbau und vermeidbaren Abspielfehlern.
In der fünften Spielminute hatte sich Buducnost mit 4:1 abgesetzt. Der THC, der sonst selbst ein schnelles Spiel aufzieht, fand von Beginn an kein Gegenmittel. Mit viel Druck auf die Abwehr schaffte Kerstin Wohlbold den zweiten THC-Treffer. Doch in der Folge fanden sich immer weniger Lücken in der Abwehr von Buducnost. Für den THC bedeutete dies schon in einer frühen Phase des Spieles, Schadensbegrenzung zu betreiben und sich der Lehrstunde der spielerfahrenen Mannschaft aus Podgorica zu stellen. Trotz einer guten Abwehrarbeit der Thüringerinnen konnte neben Bojana Popovic im rechten Rückraum auch Katarina Bulatovic nach Belieben agieren. Beide konnten mehr als die Hälfte der Tore ihres Teams erzielen. Maike März verhinderte mit sehr guten Paraden bei den Strafwürfen, weitere Bulatovic-Treffer. In der 13. Spielminute erzielte Buducnost das 9:4. Die psychologisch wichtige fünf Tore Führung war geknackt und Herbert Müller nahm sein Team Time Out. Zehn Minuten vor dem Halbzeitpfiff führte der montenegrinische Meister 11:7. Noch sah es so aus, als ob der THC sich passabel aus der Affäre ziehen könnte. Das zehnte THC-Tor gehörte zu den schönsten Treffern der Partie: Willemijn Karsten, von Popovic bedrängt, spielt einen Rückhandpass auf die Außenposition zu Katrin Engel, die den Ball versenkt. In den letzten fünf Minuten der ersten Halbzeit gelang es Buducnost, einen klaren zehn Tore Vorsprung heraus zu spielen. Beim Stand von 20:10 ertönte der Pfiff der finnischen Unparteiischen zur Halbzeit.

Nach der Pause ging es für den Thüringer HC um Ergebniskosmetik. Mit dem 21:13 (36. Minute) zeigte sich mit einem schönen Rückraumtor von Nadja Nadgornaja ein kleiner Hoffnungsschimmer. Leider waren solche Aktionen zu selten zu sehen. Der Wechsel im Tor der Gastgeberinnen, Marina Vukcevic kam für Clara Woltering, blieb weitgehend ohne Folgen für Buducnost. Zwischenzeitlich schmolz der Vorsprung auf sieben Tore und Willemijn Karsten markierte in der 40. Minute den 16. Treffer für den THC. Leider währte das Aufbäumen nur kurz. Schnell stellte der Gastgeber klar, wer Herr in der Halle ist und hielt den THC wieder mit acht bis neun Toren Vorsprung auf sicherer Distanz. In der 46. Minute war der alte Vorsprung von zehn Toren wieder hergestellt. Die Mannschaft um Trainer Dragan Adzic ließ nichts mehr anbrennen und verwaltete den Vorsprung gekonnt bis zum Schlusspfiff. Immer wieder spannend anzusehen die Duelle zwischen Maike März im THC-Gehäuse und Katarina Bulatovic vom Strafwurfpunkt, die zugunsten der THC-Torfrau ausgingen. Von neun Strafwürfen konnte Buducnost nur drei verwerten. Unschöner Höhepunkt war der letzte Strafwurf zu Beginn der 60. Spielminute. Stefani Adriana Gava, für Maike März im THC-Tor, bekam von Bulatovic den Ball an den Kopf platziert, was für die Topwerferin der Gastgeberinnen die Disqualifikation bedeutete. Knapp zehn Minuten zuvor musste, wegen einer dritten Zeitstrafe, auch Dragana Cvijic das Spiel beenden.

Am kommenden Sonntag bleibt den Thüringerinnen nun noch die Chance, die Champions League Bühne mit erhobenem Haupt zu verlassen. Auch wenn die Messen gelesen sind, die Hoffnung auf Punkte gegen den norwegischen Vizemeister Byasen aus Trondheim ist gerechtfertigt. Dazu muss das THC-Team allerdings wieder an seine Stärken anknüpfen und an seine Siegchance glauben.

Bericht: Bernd Hohnstein

Statistik:
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Budocnost Podgorica: Clara Woltering, Sonja Barjaktarovic, Marina Vukcevic; Radmila Miljanic (2), Ana Djokic (2), Ana Radovic (4), Andela Bulatovic, Maja Savic (2), Dijana Golubic-Jovetic (1), Bojana Popovic (8), Adriana Gabriela Tacalie (1), Katarina Bulatovic (10), Dragana Cvijic (2), Majda Mehmedovic, Dijana Stevin (2), Milena Knezevic (1).

Thüringer HC: Maike März, Adriana Stefani Gava; Nadja Nadgornaja (2), Katrin Schröder, Ulrike Jahn, Nora Reiche, Willemijn Karsten (2), Danick Snelder (3), Petra Popluharova, Katrin Engel (9), Dagmar Stuparicova, Idalina Borges-Mesquita (4), Kerstin Wohlbold (5).

Siebenmeter: 9/3 – 9/7.

Zeitstrafen: 6 – 5.

Disqualifikationen: Cvijic/Bulatovic (beide Buducnost).

Zuschauer: 3000.

Schiedsrichter: Jan Erik Leanderson/Mikael Lindroos (FIN).

EHF-Delegierter: Frederic Rudin (SUI).

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