Hoyer

Mehr organische Küchenabfälle, weniger Plastik

23. Oktober 2017
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Um für mehr Akzeptanz für die Biotonne zu werben, beteiligt sich die Landeshauptstadt ab sofort an der bundesweiten „Aktion Biotonne Deutschland”. Zum Erfurter Kampagnenauftakt lud die Umweltbeigeordnete Kathrin Hoyer heute in den Stadtteil Johannesplatz, zum Punkthochhaus Friedrich-Engels-Straße 49, ein. “Wer konsequent Koch- und Essensabfälle in der Biotonne sammelt”, so Hoyer am Mülltonnenstandplatz des Kowo-Hauses, “leistet einen wichtigen Beitrag für mehr Recycling sowie Ressourcen- und Klimaschutz.” Gemeinsam mit Vertretern des Umwelt- und Naturschutzamtes, dem Geschäftsführer der SWE Stadtwirtschaft GmbH, Vertretern der SWE Stadtwirtschaft GmbH, der KoWo Kommunale Wohnungsgesellschaft mbH Erfurt sowie der TAG Wohnen & Service GmbH rief Hoyer die Erfurter und Erfurterinnen auf, mehr Bioabfälle zu sammeln.

„Bioabfall ist ein absolut wichtiger Rohstoff, der wertvolle Nährstoffe (z. B. Phosphor) und organische Substanzen enthält, die nach einer geregelten biologischen Behandlung durch Kompostierung oder Vergärung den Pflanzen und den Böden als Dünger bzw. Humus zur Verfügung stehen“, so die Beigeordnete. Bioabfälle seien darüber hinaus auch ein Energieträger in einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Energiegewinnung. „Durch die Vergärung von Bioabfällen entsteht Biogas (Faulgas), das zur Stromgewinnung, als Kraftstoff oder zur Wärmegenerierung genutzt wird“, betont auch Gabriele Birkner, Abteilungsleiterin im Umwelt- und Naturschutzamt. Die Vergärung sei übrigens für feuchte Bioabfälle, wie etwa Fettstoffe in Küchenabfällen, die geeignetste Verwertungsmöglichkeit.

Dass Bioabfälle getrennt zu erfassen und zu verwerten sind, verlangt das Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umwelt-verträglichen Bewirtschaftung von Abfällen (Kreislaufwirtschaftsgesetz − KrWG) seit dem 1. Januar 2015. Die getrennte Sammlung biogener Abfälle ist bereits in vielen deutschen Städten und Landkreisen langjährige Praxis und ein wichtiger Baustein einer ressourcenschonenden Abfallwirtschaft.

Erfurt führte als eine der ersten Großstädte in Deutschland flächendeckend 1998 die Biotonne ein. Der Anschlussgrad hat sich erfreulicherweise seitdem kontinuierlich gesteigert. Heute stehen für rund 18.700 Grundstücke mindestens eine Biotonne für die getrennte Sammlung von Bioabfällen bereit. Insgesamt verfügen aktuell ca. 181.000 Erfurter Bürgerinnen und Bürger über die Möglichkeit Bioabfälle über die Biotonne zu entsorgen.

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 11.000 t Bioabfälle gesammelt. Diese werden in der Trockenfermentationsanlage der Stadtwerke Erfurt auf dem Gelände der Deponie Erfurt zu Strom für bis zu 1.000 Erfurter Haushalte, Biogas und Kompost für die Thüringer Landwirtschaft verwertet. Die Biogasanlage ist nicht nur eine sinnvolle abfallwirtschaftliche Maßnahme, sondern durch die erzeugte Ökoenergie auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.

Dennoch besteht Handlungsbedarf. Viele Erfurter Bürgerinnen und Bürger nutzen die Biotonne leider nicht konsequent, d. h. sie entsorgen Bioabfälle teilweise als Hausmüll. Ökologisch und ökonomisch ist es unsinnig, auf die getrennte Erfassung von Bioabfall zu verzichten.

“Wir möchten”, so Kathrin Hoyer, Beigeordnete Umwelt, Kultur und Sport, “unsere Bürger dahingehend aufklären, dass auch in Erfurt noch zu viele Bioabfälle im Hausmüllbehälter landen. So hat die letzte Hausmüllanalyse ergeben, dass immer noch über 30 Prozent an kompostierbaren Abfällen in der Hausmülltonne zu finden sind. Das sind im Jahr rund 46 kg je Erfurter Bürger. Es könnte daher fast das Doppelte an Bioabfällen mit der Biotonne gesammelt werden.”

Des Weiteren befinden sich immer noch zu viele Plastikabfälle in der Bio-tonne. Diese gehören da aber nicht hinein. Sie erschweren nicht nur die Vergärung des biologischen Abfalls, sondern können auch die Vermarktung des Komposts verhindern, der aus den Bioabfällen hergestellt wird. Werden die Qualitätsanforderungen nicht erreicht, darf der Kompost nicht als Dünger auf den Feldern eingesetzt werden. Um die Störstoffe zu entfernen, ist ein hoher Sortieraufwand erforderlich, der zusätzliche Kosten verursacht. Dieser Sortieraufwand kann vermieden werden, wenn bereits im Haushalt ein paar Dinge beim Erfassen der Bioabfälle beachtet werden.

Die Landeshauptstadt Erfurt möchte zusammen mit den großen Wohnungsverwaltungen der Stadt auf die richtige Benutzung der Biotonne mit Plakaten und kleinen Broschüren im Rahmen der „Aktion Biotonne Deutschland – Bioabfallsammeln leicht gemacht“ hinweisen. Es soll veranschaulicht werden, was in die Biotonne gehört und was nicht. Auch soll erläutert werden, warum eine getrennte Sammlung von Bioabfällen Umwelt und Klima schützen.

Um einen Anreiz zur Nutzung der Biotonnen zu geben, verteilt die Landeshauptstadt Erfurt einmalig kostenlos “Biotüten” an Erfurter Haushalte, die über eine Biotonne verfügen und zwar 10 Stück pro Haushalt. Die Tüten sollen helfen, Speiseabfälle in der Küche zu sammeln und problemlos zur Biotonne zu transportieren. Die Tüten sind aus Altpapier hergestellt, fassen rund 5 Liter und sind aufgrund der Einbindung von Harz besonders feuchtigkeitsresistent, sie sind aber dennoch kompostierbar und biologisch abbaubar.

Die Erfurter Bürgerinnen und Bürger erhalten die Tüten ab Ende November bei ihrer teilnehmenden Wohnungsverwaltung sowie im Umweltladen in der Magdeburger Allee 34 und im Umwelt- und Naturschutzamt in der Stauffenbergallee 18.

Weitere Informationen zur “Aktion Biotonne Deutschland” und zur richtigen Biomülltrennung gibt es unter www.aktion-biotonne.de. Die Aktion wird unterstützt vom Bundesumweltministerium, den Landesumweltministerien, dem NABU, den Abfallverbänden, der Handelskette REWE sowie Städten, Gemeinden und Landkreisen in ganz Deutschland. Zusammengefasst wirbt die Aktion für mehr organische Küchenabfälle und weniger Plastik in der Biotonne.

Anlage:
“Wer konsequent Koch- und Essensabfälle in der Biotonne sammelt”, so Kathrin Hoyer, Beigeordnete für Umwelt, Kultur und Sport am Mülltonnenstandplatz des Kowo- Punkthochhauses in der Friedrich-Engels-Straße 49 , “leistet einen wichtigen Beitrag für mehr Recycling sowie Ressourcen- und Klimaschutz.” Gemeinsam mit Marco Schmidt, dem Geschäftsführer der SWE Stadtwirtschaft GmbH rief die Beigeordnete die Erfurter und Erfurterinnen auf, mehr Bioabfälle zu sammeln. / Foto: Stadtverwaltung Erfurt, V. Gürtler