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Reformationsgedenken als Chance für die Ökumene

25. September 2014
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Im Augustinerkloster geht heute ein mehrtägiges internationales Symposium der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt und des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik in Paderborn zu Ende, das unter dem Titel „Luther – Katholizität und Reform. Wurzeln – Wege – Wirkungen“ stattfand. Die Veranstaltung war ein Beitrag der katholischen Kirche zum Reformationsjubiläum 2017 und sollte die katholische Luther-Forschung und die mit der katholischen Theologie verbundenen lutherischen Theologen zusammenführen. Dazu wurden Experten aus dem In- und Ausland begrüßt, darunter der Vorsitzende der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Feige, der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD), Gerhard Ulrich, sowie der emeritierte lutherische Bischof von Helsinki, Eero Huovinen.

Als Reformkatholik ist Martin Luther in seiner Kirche, der lateinischen Kirche des Westens, bleibend verwurzelt. Geprägt durch die monastische Tradition, die er in seinem Orden kennenlernte, entfaltete Luther seine Theologie in Auseinandersetzung mit der scholastischen Theologie seiner Zeit. In seinem Anliegen, die reformbedürftige Gestalt der Kirche des 16. Jahrhunderts zu erneuern, beschritt er zugleich neue Wege. Dass sich die Wittenberger Reformbewegung zu einer eigenständigen lutherischen Konfessionskirche entwickelte, ist ein wirkungsgeschichtliches Faktum. Darin lag aber auch die ökumenische Herausforderung, der sich das Erfurter Luther-Symposium gestellt hat.

Im Rahmen der Veranstaltung erklärte Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin), er sehe im Reformationsgedenken 2017 eine Chance für die Ökumene. „Wir in der VELKD wollen nur gemeinsam auf 2017 zugehen, mit unseren Partnern und Geschwistern“. Das Gedenkjahr sei eine „große, vielleicht einmalige Chance, das Gemeinsame erneut und stark zu betonen“. Es sei nun an der Zeit, zu überlegen, wie die Feiern zu 2017 als gemeinsames Christusfest begangen werden könnten, denn „nie zuvor wurde ein Reformationsjubiläum mit dem festen Willen nach so viel ökumenischer Beteiligung wie irgend möglich anvisiert“.

Der vatikanische „Ökumeneminister“ Kardinal Kurt Koch würdigte indes das internationale Luther-Symposium im Erfurter Augustinerkloster als hilfreiche Etappe auf dem Weg zu mehr Gemeinschaft zwischen Lutheranern und Katholiken. Dieser Weg habe mit einer kritischen Überprüfung und Überwindung des traditionellen polemischen katholischen Bildes von Martin Luther begonnen, betonte Koch bei der Eröffnung der Tagung. Das entscheidende Anliegen Luthers sei eine „durchgreifende Reform der ganzen Kirche“ gewesen. Deshalb müsse man „nicht nur das Versagen der damaligen römischen Kirche erblicken, sondern auch das Nicht-Gelingen der Reformation selbst“, erklärte der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. „Wenn wir im Blick auf das bevorstehende Reformationsgedenken den Mut aufbringen, uns auch den historischen Konflikten und ihren Folgelasten gemeinsam zu stellen, wird dieses Gedenken in einer glaubwürdigen Weise ökumenisch begangen werden können.“

Die Veranstalter des Symposiums freuten sich besonders über die mehr als 150 Teilnehmer aus dem deutschen Sprachraum, den USA, Skandinavien und Finnland sowie den fruchtbaren und offenen Austausch zwischen katholischen und evangelischen Luther-Forschern und -interessierten. Prof. Dr. Josef Freitag von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt fasst zusammen: „Wir haben mehr erreicht, als wir zu hoffen gewagt hatten.“

Weitere Informationen / Kontakt:
Prof. Dr. Josef Freitag
E-Mail: josef.Freitag@uni-erfurt.de