Foto: Eike Hannmann /Pixelio.de

Untergrund-Casinos und wofür sie stehen

23. Februar 2021
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Die Welt des Glücksspiels: Sie hat eine lange Historie hinter sich und sie hat auch viele interessante Personen hervorgebracht, aber auch spannende Geschichten über Gangster, Schlitzohren, Buchmacher, geheimnisvolle Pokerfaces, Profispieler, Casinobosse und glamouröse Frauen. Zudem gibt es spannende Orte wie verrauchte Spelunken, dunkle Hinterzimmer und andere dubiose Räumlichkeiten. Hier fallen Stichworte wie Taschen voller Geld, Berge von Jetons, durchgemachte Nächte mit viel Alkohol, Glückssträhnen und Pechserien.

Viele Menschen lieben es, ihr Glück im Spiel zu versuchen. Dabei setzen Sie ihr Geld in den Casinos zum Beispiel an Slots, bei Kartenspielen wie Blackjack und Roulette oder bei Sportwetten ein. Oftmals kommen dabei die online Varianten zum Einsatz, die in den virtuellen Spielhallen nur einen Klick entfernt sind. Daher stellt sich die Frage, warum Menschen sich weiterhin der Gefahr von Untergrund-Casinos und Sportwettkämpfen aussetzen?

Der „Kick“ des verbotenen Spiels

Es gibt solche und solche Spieler. Das heißt, dass es auch Spieler gibt, die lediglich aus Spaß am Spiel in einem Casino spielen. Dabei setzen sie kein echtes Geld ein, sondern geben sich damit zufrieden, im kostenlosen Demomodus ohne Anmeldung zu spielen, um sich die Zeit zu vertreiben und einmal vom Alltag abzuschalten. So können sie aus einer Vielzahl von gratis Spielautomaten wählen und Fans der Novomatic Slots können Lord of the Ocean auch kostenlos spielen. Und es gibt Spieler, die das große Glück suchen und dem Traum nachjagen, mit nur einem Spin reich zu werden oder beim Roulette den großen Gewinn zu erzielen. Viele von diesen Gamblern sind Stammkunden in den gefährlichen Untergrund-Casinos, platzieren ihre Sportwetten bei einem Bookie an der Straßenecke oder setzen sich für eine Runde Poker an einen Tisch, der von einem fragwürdigen Mann geleitet wird, der ein dickes Bündel Geldscheine vor sich liegen hat.

Seien wir ehrlich, wer von Untergrund-Casinos hört, dem kommen gleich Bilder in den Sinn, bei denen die Tische hinter raffinierten Klappwänden verschwinden, wenn die Polizei auftaucht. Genau diese Vorstellung wurde durch viele alte Mafia-Filme geprägt. Dabei ist es sogar so, dass einige dieser „Unternehmen“ versuchen, genau diesem Image gerecht zu werden. Ein Beispiel dafür ist der High-Stakes-Poker-Ring für Prominente. Dieser flog 2013 auf. Ausgerichtet wurde er im vornehmsten Hotel in New York City. Zu den Spielern gehörten Persönlichkeiten wie die Filmstars Leonardo DiCaprio und Ben Affleck, aber auch der Yankees-Star Alex Rodriguez.

Die Realität sieht anders aus

Im US-Bundesstaat Texas fanden 2019 Razzien statt, bei denen zwei Pokerclubs in Houston ausgehoben wurden. Durchsucht wurden der Prime Social Club und der Post Oak Pokerclub. Neun Personen wurden in einem Verfahren beschuldigt, zwischen 2017 und 2019 insgesamt illegal mehr als 10 Mio. US-Dollar verdient zu haben. Dies sind jedoch Ausnahmen, ebenso wie das Beispiel aus dem Jahr 2013. Denn die Realität sieht hingegen ganz anders aus und ist weniger spektakulär als in unseren Fantasien und den aufgezeigten Beispielen. Denn wird von Untergrund-Casinos gesprochen, dann handelt es sich zumeist um einige Automatenspiele im Hinterzimmer einer Bar, einige „Lotto-Maschinen“, die in einem Internetcafé zu finden sind, oder einem Pokertisch, der aus einem Klapptisch besteht, der irgendwo in einem Lagerhaus oder einem Büro aufgestellt wird. Hinzu kommt, dass diese Spielgelegenheiten nur wenige der Vorteile bieten, von denen Spieler bei einem zugelassenen Betreiber profitieren.

Ein weiteres Beispiel stammt ebenfalls aus den USA. So berichtete die New York Times über die zwielichtige Atmosphäre in einem texanischen Untergrund-Casino. Während die Spieler an den Spielautomaten spielen, nippen sie an ihren Softdrinks und schaufeln Snacks in sich hinein. Warum bleiben die Spieler solchen Einrichtungen treu? Folgender Schluss liegt nach einem Blick auf die jüngsten Schläge gegen das illegale Spiel in den USA und andernorts nahe: die Bequemlichkeit, die Gespräche mit anderen Spielern und das Sortiment – all das spielt eine Rolle.

Zudem spielen ethnische Bande zuweilen eine Rolle, wenn Spieler von einem entsprechenden Angebot mit traditionelle Spielen angezogen werden. So waren es beispielsweise vornehmlich chinesische Einwanderer, die drei Spielhöllen in Bostons Chinatown besuchten, bis diese 2013 aufflogen. Vietnamesische Gambler sorgten hingegen dafür, dass in der San Francisco Bay Area in elf Cafés die Spielautomaten heiß liefen.

Die Meinung der Wissenschaft zum Phänomen der Untergrund-Casinos

Richard McGowan, Professor für Finanzwissenschaften am Boston College und Experte für das Glücksspiel, ist der Ansicht, dass ein Wandel der öffentlichen Einstellung gegenüber dem Glücksspiel zu erkennen ist. Zumindest sei das ein deutlicher Trend in den USA, der in den letzten Jahren zu erkennen war. Dabei geht es auch um die künftige Regulierung von Spielen und deren Besteuerung, die zuvor illegal waren. Der Professor erklärte in einem Interview, dass die meisten Menschen nichts mehr am Glücksspiel zu beanstanden haben. Geteilt wird diese Ansicht von Rick Rhodes. Er verbrachte den größten Teil seiner 30-jährigen Polizeilaufbahn bei der Sittenpolizei und absolvierte dabei zahlreiche Undercover-Einsätze. Rhodes erzählt, dass die Menschen, die er in den 70er und 80er Jahren bei einer Razzia in Spielhöllen und bei Lotto-Gaunereien angetroffen habe, ein ganz anderer Schlag waren als diejenigen, die heute illegal spielen und wetten.

Damals waren es laut Rhodes zumeist die Leute von der Straße, Falschspieler und Zuhälter, während diejenigen, die berufstätig waren, niemals ohne das Wissen ihrer Familie in diese Etablissements gingen. Eine weitere Erklärung dafür, dass die Menschen sich vom illegalen Spiel angezogen fühlen, könnte der Fakt sein, dass bestimmte Spiele nur eingeschränkt legal zur Verfügung stehen.

Wissenswert: Richard Mcgowan ist Autor von drei Büchern, darunter das Buch „The Gambling Debate“ von 2007. Rick Rhodes hat das Buch „Gun, Badge & Cuffs“ verfasst, in dem er über seine Erlebnisse bei der Polizei in Cincinnati, Ohio berichtet.

Zuletzt gilt es noch eine Frage zu beantworten: Wer bietet das illegale Spiel an und riskiert damit Gefängnis, Geldstrafen und möglicherweise den Verlust einer Geschäftsmöglichkeit? Diese Frage ist nur mit einem Blick auf den möglichen Ertrag zu beantworten, den das illegale Glücksspiel abwirft. Hier geht es um ein Milliardengeschäft. Eine Studie von 1999 schätzt, dass zu dem Zeitpunkt allein die illegalen Sportwetten in den USA 150 Milliarden US-Dollar umsetzten. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2014 taxierte diesen Markt bereits auf 280 bis 680 Milliarden US-Dollar. Studien über das illegale Glücksspiel mit Slots, Poker, Blackjack und Co. stehen leider nicht zur Verfügung. Doch es gibt eine beeindruckende Liste von Schätzungen des Umsatzes, der mit illegalen Wetten weltweit generiert wird.

Foto: Eike Hannmann / Pixelio.de