Erfurt/Wiesbaden. Nach der Spielpalast-Schießerei in Erfurt wird die armenische Mafia bundesweit verstärkt beobachtet. Das Bundeskriminalamt (BKA) stuft die Schießerei im Juli vergangenen Jahres als „neue Eskalation der Gewalt“ ein. Sabine Vogt, Leiterin der BKA-Abteilung „Organisierte Kriminalität“ sagte MDR THÜRINGEN, in diesem Bereich gebe es inzwischen Strukturen, die deutlich über das hinausgehen, was noch vor einigen Jahren beobachtet wurde.
Das BKA und verschiedene Landeskriminalämter gehen davon aus, dass die armenische Mafia deutschlandweit in den Drogenhandel verwickelt ist. So führen Spuren von Berlin und Hannover nach Leipzig, Erfurt und Jena. Nach Recherchen von MDR THÜRINGEN wird der Drogenvertrieb in den Städten über kleine Sisha-Bars und Getränkeshops abgewickelt.
Auf Verbindungen zwischen Erfurt und Leipzig deuten auch Spuren der Schießerei vom Juli vergangenen Jahres hin. So haben BKA-Spezialisten und das Thüringer Landeskriminalamt das Video einer Überwachungskamera im Spielpalast ausgewertet, auf der das Feuergefecht zu sehen ist. Identifiziert wurde darauf der 31-jährige Sergei B. aus Leipzig. Laut internen BKA-Unterlagen soll er Mitglied einer armenischen Gruppe sein, die den Drogenmarkt in Leipzig mit kontrolliert. Sein Name findet sich in internen Ermittlungsakten zur Beschlagnahmung von knapp drei Tonnen Chlorephedrin. Daraus hätte Crystal Meth im Wert von mehr als 180 Millionen Euro gewonnen werden können.
Auch das Leipziger Verfahren ist für das BKA Grund sich derzeit verstärkt mit der russisch-eurasischen Kriminalität, zu der auch die armenische Mafia gehört, zu beschäftigten. „Wir sind da intensiv eingestiegen“, so OK-Leiterin Vogt. Nach Informationen von MDR THÜRINGEN sind in diese Ermittlungen eine ganze Reihe von Bundesländern, darunter auch das Thüringer LKA, eingebunden.