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Sonntagsverkauf: Bäckereicafés mussten Umsatzeinbrüche bis 80 Prozent verkraften

5. Oktober 2015
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Die Bürokratenposse um Bäckereicafés ist auch in der Stadt Erfurt offiziell beendet. Cafébetreiber dürfen sonntags nun doch ganztägig zubereitete Speisen wie Kuchen und Snacks auch zum Mitnehmen verkaufen. Das hat die Stadt Erfurt nach MDR THÜRINGEN-Informationen den Cafébetreibern schriftlich mitgeteilt. Damit folgt Erfurt der Rechtsauffassung des Sozialministeriums. Zuvor hatte die Stadtverwaltung im Juli überraschend darauf gedrungen, den Sonntagsverkauf an Laufkundschaft auf fünf Stunden zu begrenzen. Auslöser war ein Rundschreiben des Landesverwaltungsamts. Aber es gab unterschiedliche Ansichten, wie genau das Ladenöffnungsgesetz und das Gaststättengesetz auszulegen sind. Die Stadt selbst äußerte sich auf Anfrage nicht.

Die betroffenen Bäckereiunternehmen reagieren auf die jetzige Kehrtwende erleichtert. Wegen des Verbots mussten sie an den betroffenen Sonntagen nach eigenen Angaben Umsatzeinbußen zwischen 40 und 80 Prozent verkraften. Hinzu kamen mehrere hundert Euro Strafzahlungen. Detlef Kellermann, Verkaufsleiter der Bäckereikette Wiener Feinbäcker Heberer, sagte, das harte Vorgehen der Stadt sei bundesweit einmalig und der Schaden enorm gewesen. Jetzt mache es “wieder Spaß sonntags aufzustehen”. Elmi-Geschäftsführerin Barbara Zeyß sagte, sie sei sehr froh, dass nun der Sonntagsverkauf an Laufkundschaft wieder möglich ist, zumal das Weihnachtsgeschäft anstehe.

Die Bäckerinnung Thüringen hält nach der juristischen Posse auch Schadenersatzforderungen nicht für ausgeschlossen, setzt aber vor allem auf Aufklärung. Geschäftsführerin Manuela Lohse sagte MDR THÜRINGEN, die gelebte Realität habe sich ganz klar verändert. Die Leute kauften nicht mehr am Anfang der Woche groß beim Bäcker ein, sondern immer mehr am Wochenende. Die Kunden wollten auch sonntags frischen Kuchen kaufen. Die Bäcker seien wegen der Öffnungszeiten zunehmend gegenüber Tankstellen, Fastfood- und Café-Ketten benachteiligt, sagte Lohse.